Samstag, 17. Oktober 2015

Wally Wood - Big Apple Comix



Big Apple Comix war eines der 
frühesten Independent Comic Books,
von Flo Steinberg 1975 herausgegeben.






Flo Steinberg begann
als  Rezeptionistin von
Stan Lee und entwickelte
 sich bald zu einer
Pionierin der Branche.
  1968, entdeckte sie die
Underground Comics, traf
 Trina Robbins,  zog nach
 San Francisco und kam in Kontakt mit
  der Underground Szene
Zurück in New York arbeitete
sie für Warren Publishing.

 Big Apple Comix war ein dünnes
Heftchen, ein seltsamer  Zwitter,
 irgendwo an der Grenze
zu den Underground Comix angesiedelt, 
aber von gestandenen Zeichnern der 
Comicgilde gemacht.
Aus diesem Grund gilt es
comic-historisch als
bedeutsam.
 Meist nur sehr 
kurze Stories, die sich
um “Big Apple”drehten,
wie New York auch genannt wird.

Mit von der Partie waren:
 Front cover / Wally Wood
Vorwort / Denny O'Neil
   "The Man Without A City" /
Stu Schwartzberg und Marie Severin 
“Peep Shows" /Archie Goodwin 
    "My Word"/ Wally Wood 
   "The Tube"/ Wally Wood / Al Williamson 
  "A Nice Place To Visit, but..." /Linda Fite,





    "Over and Under" /Neal Adams ("Over") und
     Larry Hama/Ralph Reese  "Under"),  

Neil Adams versuchte in jenen Jahren,
 eine Comiczeichner-Gewerkschaft zugründen.
 Er forderte, dass die Künstler die Originalzeichnungen 
nach dem Druck  zurückbekamen.
Adams kämpfte auch mit andern 
Künstler gegen die  Knebelverträge,
in denen alle Rechte an Figuren an die Verlage übergingen.
So erreichte er auch, dass  die Superman-Erfinder, 
Jerry Siegel und Joe Shuster, endlich eine bescheidene 
Entschädigung für ihre Schöpfung und Altersrente erhielten.
  
 "New York City: The Future"/ Paul Kirchner,
  "The Battery's Down" /Alan Weiss, Howard Weiss,
   "Lotsa Yox"/Herb Trimpe und Wally Wood 
 "The Silent Minority" / Mike Ploog,
    "Token" / Herb Trimpe     
 "Backword"/ Flo Steinberg






Wally Wood griff für seinen 3 seitigen Beitrag
auf seine berühmte Story "My World"
zurück, die er in hoffnungsvolleren Zeiten,
 für EC Weird Science  (1953)  geschaffen hatte.


"My World"
war Al Feldstein's  Tribut an
Wally Wood, damals ein
herausragend brillanter Zeichner
von gerade mal 26 Jahren.

Mehr als zwei Jahrzehnte später war
aus Wood ein desillusionierter, chronischer
Alkoholiker geworden. Zermürbt von
Querelen mit der Comicindustrie
und dem Comic Code.


Aus dem Tyrannosaurus der ersten Geschichte
wurde ein Halsabschneider im Central Park.




Er zeichnete ein bitteres
und verbittertes Bild von New York.
Die Stadt genoss zu dieser
Zeit einen schlechten Ruf.

Der Central Park war ein Eldorado 
für Fixer, Dealer und Diebe. 




Prostituierte beiderlei Geschlechts
beherrrschten den Times Square.
Die Polizei war in Korruptionsskandale
verwickelt, die Kriminalitätsrate
schnellte in die Höhe.




Die U-Bahn krankte an mechanischen
Defekten, ebenso wie an
allerlei lichtscheuem Gesindel, 
das sich dort herumtrieb.




Wood ersetzte sein Selbstbildnis
aus der ersten Geschichte mit
einem betrübt blickenden
ausserirdischen Alien.
My name is spafon gool.


Wood selbst ging es
zu dieser Zeit schlecht.

Wood’s langjähriger
Mitarbeiter Dan Atkins:
"He got the highest rate
in the industry. $ 200 per
 page at MAD Magazine where he
was the most popular artist.“

Als Wood MAD im Streit
verliess, bekam er die
 Krise der Comicbranche
 zu spüren und sah
sich vor die Tatsache gestellt, dass
  Marvel Comics,
ihm gerade mal 20 $
für einen Bleistiftentwurf
und  15 $ fürs „inken“ bezahlten.
Sein swipe / trace / photocopy / cut out
 and paste down Credo stammt
wohl aus Erfahrungen jener Zeit.





Wally Woods desillusioniertes Credo mag
seine Stimmung in jenen Tagen
spiegeln.

Er litt unter der Knute der allmächtigen
Comicverlage und kämpfte
 mit seinen persönlichen Dämonen.
Seine Scheidung, 1969, hatte ihn 
wieder zum Trinken veranlasst.
Seine Zuverlässigkeit litt.
Meist hielt er sich mit  Jobs als Inker für
die Entwürfe anderer Zeichner über 
Wasser, zeichnete Sexcomics, deren
Bogen sich  vom Geniestreich bis hin zu 
völlig uninsprierten Rammeleien spannte.

Seine zweite Ehe hielt nur
drei Jahre und auch eine
 dritte Ehe ging schnell in die Brüche. 

Immer wieder gelangen
 ihm aber zwischendurch
 absolute zeichnerische Highlights.

1976 gründete er seine 
eigenes Unternehmen Woodwork,
 um unabhängig von
 allen Verlegern zu sein.
 Er veröffentlichte "Sally Forth" 
und "Cannon" in Eigenregie,
seinen Newsletter 
"The Woodwork Gazette".
 Geplant war eine
Hardcover-Ausgaben seiner
 gesammelten Werke, an 
denen er die Rechte hielt und
 weitere Veröffentlichungen.
Aber auch diesen Unternehmungen sollte nur
bedingter Erfolg beschieden sein.
Wallys Gesundheit machte nicht mehr mit.