“Red wie uns dr Schnawel
gewachse isch”
Nicht nur die Region Elsass soll
von der Landkarte verschwinden
und im zentralistischen Gleichheitswahn
in ein "Acal" genanntes,
bürokratisches Gebilde
“integriert” werden. Auch
die elsässische Sprache läuft Gefahr,
immer mehr verdrängt zu werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde Französisch
im Elsass zur Verkehrs-,
Amts- und Schulsprache.
Das Elsässerditsch wurde als
Sprache der “boches” verfemt.
Das Elsässisch wurde als
“unfranzösisch” und
“separatistisch” diffamiert ,
als veraltet,
rückwärtsgewandt, ja gar
“ revisionistisch” mundtot
zu machen versucht.
Tomi Ungerer
Es gab eine Reihe völliger
Umbenennungen von Ortsnamen,
so dass der ursprüngliche Name
bis zur Unkenntlichkeit
verstümmelt
oder ganz ersetzt wurde.
z. B. Selestat statt Schlettstadt.
Ribeauvillé statt Rappoltsweiler,
Riquevihr statt Reichenweiler,
Obernai statt Oberehnheim.
Erst in jüngerer Zeit findet man
zweisprachige Beschriftungen ...
... an Strassen und Ortsschildern.
Und da und dort wird
darauf hingewiesen,
dass man auch Elsässisch redet.
Offenbar keine
Selbstverständlichkeit mehr.
Noch sprechen etwa
600.000 Menschen,
vor allem im ländlichen
Raum, „Elsässisch“.
Doch die jungen Elsässer
sprechen
immer weniger Elsasserditsch.
Das scheint durchaus Methode zu haben.
Man streicht das Elsass von
der Karte der französischen
Regionen, man entfremdet die Elsässer
von ihrer Muttersprache, die half,
ihre kulturelle Identität durch eine
unglückselige, wechselhafte und
oft unheilvolle Geschichte zu retten.
Frankreich hat die 1999 unterschriebene
Charta für den Schutz von
Sprachminderheiten bis
heute nicht ratifiziert.
Charta für den Schutz von
Sprachminderheiten bis
heute nicht ratifiziert.
Der alemannisch Dichter
Johann Peter Hebel
schrieb im Mai 1805 an seinen
Freund Daniel Schneegans:
"Für Ihre Kinder will ich eine
Fürbitte einlegen. Lehren Sie sie
zuerst die angeborene
Muttersprache und am liebsten im
häuslichen und heimischen Dialekt
sprechen, mit der fremden
ist's noch lange Zeit.
Mit dem Sprechen empfangen
wir in der zarten Kindheit die
erste Anregung und Richtung
der menschlichen Gefühle in
uns und das erste verständige
Anschauen der Dinge ausser uns,
was den Charakter auf immer
bestimmen hilft, und es ist nicht
gleichgültig, in welcher
Sprache es geschieht... "
Wem solche seelische
Feinfühligkeiten
nicht mehr zeitgemäss erscheinen,
dem kann auch mit
durchaus "realitätsnäheren"
Argumenten begegnet werden.
Basler Unternehmen
rekrutieren immer weniger
Personal im Elsass - weil immer
weniger französische Grenzgänger
ausreichend Deutsch sprechen.