Sonntag, 2. Februar 2014

Etidorhpa - Welt im Innern der Erde



Etidorhpa, or, the end of the earth:
 the strange history of a mysterious being
and the account of a remarkable journey
ist der lange Titel eines phantastischen Romans von




John Uri Lloyd
19 April 1849 – 9 April 1936
der 1895 erschien.





„Ich stand vor den glühenden Resten des Feuers,
das ich vergessen hatte nachzuschüren, als
plötzlich eine weiche, klare Stimme an mein
 Ohr drang: `Sie sind nicht allein!´
Ich drehte mich, und zu meinem Erstaunen sah
ich am anderen Ende des Raumes einen weisshaarigen
Mann sitzen, der mich in völliger Gelassenheit anblickte.
 Ich bin weder ein Feigling, noch glaube ich an Geister,
 und trotzdem erstarrte ich zur Salzsäule.
`Ich werde Sie mit einer ungewöhnlichen Erzählung
 bekannt machen´, fuhr der nächtliche Besucher fort.
`Die Geschichte, von der ich spreche, ist niedergeschrieben
 und meine Absicht ist es, sie Ihnen vorzulesen. Und wenn
die Lesung beendet sein wird, werden wir den Manuskriptstapel
versiegeln, und ich werde Sie für immer verlassen. Sie werden
 es an einem sicheren Ort verwahren und dort dreissig
Jahre lang belassen. Erst wenn dieser Zeitraum verstrichen
sein wird, dann möchte ich, daß Sie meine Geschichte der Welt mitteilen!´
`Wer sind Sie? Wie ist Ihr Name?´
`Ich-bin-der-Mann-der-es-getan-hat!“



So beginnt der Roman Etidorhpa
(Aphrodite rückwärts buchstabiert )
Ein Roman der einmal mehr
von einer hohlen Erde ausgeht.






Der Erzähler, der sich des Geheimnisverrats einer obskuren
Bruderschaft schuldig macht,
wird an einer Höhle
in Kentucky auf eine gefahrvolle Reise
ins Innere der Erde geschickt.
Nicht nur wegen dieser an die Freimaurerei
gemahnenden Episode wurde  Lloyds Geschichte,
 wie etwa  auch Bulwer Lytton's  Roman "The Coming Race"
als okkulter Schlüsselroman aufgefasst.
Sein Führer oder Begleiter ist allerdings
kein Zwerg, sondern gemahnt
vom Aussehen her eher an 
einen "Ausserirdischen".




Seine unterirdischen Pilzwälder,
(die entfernt an "Feenkreise" erinnern, und
die auch schon Jules Verne beschrieb), gaben 
auch zu anderen
Spekulationen Anlass.
Da John Uri Lloyd beruflich
Pharmakologe war und 
zusammen mit seinem Bruder Curtis Gates
 ein dreibändiges Standardwerk
„The Drugs and Medicines of North America“.
herausgegeben hatte ...





... wurde auch bald gemunkelt, dass
mit den Pilzen "Magic Mushrooms" gemeint wären
und der Roman Folge eines Drogenerlebnisses sei.




In den späten 1960ern wurde Lloyds Roman jedenfalls 
unter den Anhängern der „Psychedelic Revolution
 als Geheimtipp herumgereicht...




... und seine Pilze als „Magic Mushrooms“
identifiziert.
Einige Passagen im Buch scheinen 
diese These tatsächlich zu stützen.




Lloyd sichert sich durch seinen Erzähler
weitgehend ab:
„Ob ich hypnotisiert worden bin oder in Trance
geschrieben habe, ob ich geistig verwirrt bin
oder der Welt wahrheitsgemäss eine Lebensgeschichte
 wiedergegeben habe, ob dieses Buch eine reine
Erfindung ist oder prophetischer Natur, ob es wilde
 Spekulationen sind oder spielerische Argumente,
 wissenschaftliche Probleme oder metaphysische
 Vorstellungen zusammengefügt werden, die sowohl
 nützlich als auch unterhaltsam sind, bleibt dem Urteil
 des Lesers überlassen.“