Dienstag, 14. Oktober 2014

Andrax - Jordi Bernet








1973 in Heft Nr.27
brachte das vom Kauka Verlag herausgebrachte
Comicmagazin "Primo" eine neue Serie,
die damals sensationell war.
"Andrax" gezeichnet von Jordi Bernet.
Eine Figur, die meines Erachtens
das Potential gehabt hätte,
ähnliche Popularität zu erreichen,
wie Hans Rudi Wäschers "Sigurd"
in den 50er und 60er Jahren
des letzten Jahrhunderts.




1973 sah die Comiclandschaft
 noch ganz anders aus.
Die Revolution des Mediums, die einige Jahre später
durch Hefte wie "Métal Hurlant
erfolgen sollte, war noch nicht absehbar,
ja schier undenkbar.
Ausser Kindercomicheften wie 
"Micky Maus" und "Fix und Foxi" gab
es "Zack" und "Primo"
die versuchten,
ein etwas älteres Publikum zu bedienen
und  die Tradition der Abenteuer Comics
der 50er Jahre zumindest ansatzweise
weiter zu führen.





"Primo" schwankte etwas unentschlossen 
zwischen völligem Kinderkram und
realistisch gezeichneten Abenteuercomics.
Es war ein halbherziger Versuch
 ein jugendlich-erwachsenes
Publikum anzusprechen und offenbar
eine jüngere Leserschaft
doch auch noch bei der Stange zu halten.
Ich kaufte das Heft  eigentlich nur, weil 
es alte Folgen von Hal Fosters
"Prinz Eisenherz" nachdruckte.





"Andrax" entstammte einer Idee von Peter Wiechmann,
der auch die Serien Capitan Terror (Maroto/Gual),
 Manila (Romero), Kuma (Mendez) 
und Dietrich von Bern (Mendez)
initiiert hatte.

Andrax hatte seinen Namen vom Chef
der Zeichneragentur "Bardon Art" Jordi Macabich, der
ihn von dem mallorquinischen 
Badeort Port d'Andratx ableitete und war eine Mischung
zwischen Fantasy und Science Fiction.
Der Zehnkämpfer Michael Rush wird mittels eines
Zauberschlafs  in eine postapokalyptische Zukunft
versetzt.
Ein Plot, der damals noch nicht so abgegriffen war,
wie das heute klingen mag.




Zeichner war Jordi Bernet (14. 5.1944),
ein furioser Zeichner,
der mit 15 im Studio seines Vaters seine Karriere
begonnen hatte.
Bernets dynamischer Stil  erinnerte
manchmal ein wenig  an Joe Kubiert
und sein Können kommt bei der
s/w Ausgabe des Cross Cult Verlags
deutlicher zum tragen, als in den eingefärbten
Kauka Heften.
Autor war Miguel Cussó (ein Onkel Bernets)
und zeitweilig auch Peter Wiechmann.

Die Texte wurden dann von Wiechmann
und den Redakteuren Gaby Schuster
 und Peter Puls ins Deutsche übertragen.





Man liess Andrax und seinen Freund Holernes
 durch eine fantastische Welt ziehen,
in der Vergangenheit und Zukunft
wild durcheinander purzelten.
Die Geschichten waren schnell und rasant
gezeichnet und retteten, zumindest
für mich, einen Hauch des
H.R. Wäscher Flairs in die 70er Jahre.

Irgendwie schien man sich aber bei Kauka nicht einig
zu sein, in welchem Format man den Helden
etablieren wollte.
 Nach einem geglückten Start
als zweiteilige Fortsetzungsgeschichte in

Primo 27/1973 - Primo 28/1973:
 Die Entführung (insg. 46 Seiten)




gabs dann gleich  noch ein
 Comic Action Album 103:
 Experiment des Grauens
(Die Entführung, 46 Seiten)




   Dann kamen wieder zwei Folgen
 in  Primo 7/1974 - Primo 8/1974:





Sklaven für die Königin (insg. 47 Seiten)






…  und ein kleinformatiges Heft
Super Action 1: Wolfsmenschen




Primo 15/1974 - Primo 16/1974:
 Der stählerne Gott (insg. 22 Seiten)
     Primo 19/1974: Der Kampf mit dem Drachen (11,5 Seiten)




    Dann wieder ein  Super Action Heft  4: Das grosse Wesen
Primo 23/1974: Die tote Stadt (12 Seiten)

Man gewann zunehmend den Eindruck,
dass Andrax  lieblos, konzeptlos und überstürzt
 unters Volk geworfen wurde.
     
 1975 erschienen noch 
Action Comic 107: Irrweg des Schreckens

Das Strickmuster der Geschichten ähnelte sich  von
Mal zu Mal mehr.


 
    
Das letzte Heft war wieder  ein
 Action Comic 110: Supercity (46 Seiten)
Dann ging Primo ein und Andrax wurde
ohne viel Federlesens als Seitenfüller 
in das auf francobelgische
Comics ausgerichtete Magazin "Zack"
verfrachtet.

Nach zwei Versuchen war dann ganz Schluss.
Zack 6/1976: Tödliche Hände (2 Kurzgeschichten)
     Zack Parade 16: Zur Hölle und zurück

Nun, trotz all dieser Mängel, halte
ich Andrax für einen Klassiker
des Genres, der lange auf die ihm
zustehende
Anerkennung warten musste.
 was sich bestätigt, wenn man die
 5 bändige Cross Cult Ausgabe betrachtet,
die zwischen2007 und 2009 erschien, die etliche 
Geschichten mehr enthält, als damals
 bei Kauka erschienen sind.







In anderen Ländern hatte
 die Serie mehr Glück.






In den letzten rund 40 Jahren 
 gab es Andrax in
mehrfach in Italien, 
Frankreich und Spanien...






... in Norwegen, Portugal und 
gar in den USA zu lesen.

Insgesamt sollen 736 Seiten von Andrax
gezeichnet worden sein. Bei einigen Seiten
war der Kaukazeichner Ludwig Fischer
für die Vorzeichnungen mitverantwortlich.




Insgesamt ist "Andrax" aber wohl
das Werk von Jordi Bernet,
der Jahre später mit "Torpedo"...




... sein Meisterstück abliefern sollte.