Mittwoch, 14. Dezember 2011

Rio Bravo





Wenn “High Noon” als “demokratischer” Western,
als Prototyp des „linken“, des liberalen Amerika
charakterisiert wird, so soll
“Rio Bravo”1959 von Howard Hawks in Szene gesetzt,
wohl das “republikanische” Gegenstück sein.
Ich will nicht auf diese politische Zuordnung eingehen.
Mir ist das Personal in diesem Western einfach
eindeutig sympathischer.
Eine heruntergekommene Saufnase,...



Dean Martin als “Dude”,

...ein Krüppel, der jenseits aller “political correctness”
“Stumpy” gerufen wird,




...Walter Brennan,
ein halbstarker Revolverschwinger...




Ricky Nelson als “Colorado”

ricky-nelson

und eine junge Dame mit
eindeutig zweideutiger Vergangenheit...




Angie Dickinson als “Feathers”
stehen dem alternden Sheriff ...



...John T.Chance (John Wayne)
mehr oder minder freiwillig gegen
die Bande des Grossgrundbesitzers Burnette zur Seite.

Man kann nicht behaupten, dass dieses Quartett mit
allzuviel Edelmut überfrachtet ist.
Im Gegensatz zu “High Noon”
werden auch nicht dauernd Grundsatzdiskussionen
abgehalten.
Viel eher wursteln sie sich so gut es geht durch
die Geschichte und versuchen, ihren Job zu machen und
mit mehr oder minder
heiler Haut aus der Sache herauszukommen.
Im Rückblick erscheinen die Charaktere wohl
etwas stereotyp gezeichnet, allerdings liegen auch
mehr als 50 Jahre und ein paar hundert weiterer
Film- und TV Western dazwischen.
Für die endfünfziger Jahre zeigten die Figuren
doch eine ungewohnte Portion Witz und
Selbstironie.



Zwar stiftet Miss Dickinson auch einige Verwirrung,
erweist sich aber im grossen Ganzen doch etwas
lebensnaher als die prinzipienstrenge, aber doch
etwas säuerliche Grace Kelly in "High Noon"-
und ich würde diesbezüglich immer noch lieber mit
John T. Chance
tauschen, als mit Sheriff Will Kane.




Da er gerade zwei Sänger im Team hatte,
scheute sich Hawks nicht, eine Gesangseinlage
einzubauen, und so erklingen in den Adobemauern
des Gefängnisses von Rio Bravo die ergreifende Ballade
"My rifle, Pony and me"
und das lüpfige "Cindy, Cindy"




Mit der Idee, einen Rock'n Roll Sänger, eben Ricky Nelson
als jugendlichen Helden auszuwählen, soll es Hawks gelungen
sein, ein ganz neues Publikum anzusprechen:
nämlich weibliche Teenager, was sich überaus positiv auf
die Besucherzahlen ausgewirkt haben soll.
John Wayne behielt das Erfolgsrezept in
etlichen späteren Filmen bei.

fabian-frankie-avalon-bobby-vinton

Hawks und Wayne variierten das Katz und Mausspiel in den
Strassen von Rio Bravo sechs Jahre später in
dem Western El Dorado.
Dort mit Robert Mitchum als Säufer, Arthur Hunnicutt
als Oldtimer und
James Caan als jugendlichem Helden.
In beiden Fällen schrieb Leigh Brackett am Drehbuch mit.