Dienstag, 13. Dezember 2011

High Noon




Einige halten ihn für einen der besten
Western aller Zeiten.
Andere, wie etwa John Wayne und Howard Hawks, nervten
sich ab dem zaudernden Sheriff
dermassen, dass sie mit “Rio Bravo”
sozusagen einen Gegenentwurf produzierten.




“High Noon”
1952 unter der Regie von Fred Zinnemann in allerbestem
Schwarzweiss gedreht. Zinnemanns Film wurde vielfach als
“psychologischer", als "europäischer" Western
bezeichnet und gab auch sonst zu allerhand
spekulativen Interpretationen anlass.

Anja Dürrmeier liefert eine ziemlich ausführliche
Darstellung verschiedener Gesichtspunkte unter

web.fu-berlin.de


Einige wollten in Sheriff Kane eine Parabel auf
Churchill sehen, der sich
vergeblich nach Verbündeten umsieht um dann im
Alleingang Hitler die Stirn zu bieten.
Andere sahen darin eine“Abrechnung mit der McCarthy-Ära”
Drehbuchautor Carl Foreman war
1951 auf der ‚Schwarze Liste‘ des Kommunistenjägers
gelandet und wurde als Co-Produzent gestrichen.
Diese Querelen haben sicherlich ihre Spuren in dem
Film hinterlassen,
aber nach 60 Jahren betrachtet man den Film
etwas losgelöst vom Zeitgeist,
in dem er entstanden ist.





Die Aufnahmen sind immer noch grossartig.
Etliche Bilder sind sozusagen zu Ikonen des Western geworden.
Damals spektakuläre Einfälle,
wie das Einblenden der Uhr...




... und der immer wieder
kehrende Schnitt auf die
Eisenbahnschienen wirken heute eher ermüdend.
Nur, damals war das neu!
Rücklickend fällt auch die Reihe hochkarätiger
Nebendarsteller auf...




...wie etwa Lon Chaney jr.
Viele erst später bekannt
gewordene Darsteller hatten
in diesem Film mehr oder minder ihr Leinwanddebut .




Lee van Cleef
lee-van-cleef



Jack Elam
jack-elam




Harry Morgan,




Robert Wilke Jr.
Sheb Wooley,
John Burdette,



oder auch Lloyd Bridges.

sea-hunt-abenteuer-unter-wasser

Der berühmte Titelsong “Do Not Forsake Me, Oh My Darlin”
von Dimitri Tiomkin,...





...gesungen von Tex Ritter hat auch seine
sechs Jahrzehnte unbeschadet überdauert.



...betwixt love and duty

Eigentlich ist es Grace Kelly als Amy Kane, die
frisch angetraute Gemahlin
des Marshals, die die ganze Geschichte mindestens
ebenso ins Rollen bringt,
wie der mit dem Mittagszug erwartete Bandit Frank Miller.
Als Quäkerin lehnt sie
Gewalt grundsätzlich ab und stellt ihren Mann
vor die Wahl: Entweder mit ihr zu fliehen, oder von ihr
verlassen zu werden.
Nicht zuletzt ihretwegen gerät Gary Cooper in ein nicht
endenwollendes Zaudern und Hadern,
und zieht die halbe Stadt in seinen Konflikt
mithinein, anstatt schlicht und einfach seinen Job zu machen.
Was mein Vorurteil einmal mehr bestätigt, dass Frauen in
Western meist alles unnötig verkomplizieren.





Hinzu kommt, dass Miss Kelly wohl jenen
Frauentypus verkörpert, der sich dann in der
Woman’s Christian Temperance Union (WCTU) engagierte
und nicht nur für die Rechte der Frauen kämpfte,
(wogegen nichts einzuwenden wäre)
sondern als Anti-Saloon League,
den Männern den Kneipenbesuch und manch
andere Freude vermieften,
ein allgemeines Alkoholverbot einführten
und schliesslich die Vereinigten Staaten trockenlegten.




Nun, meine Sympathien liegen wohl eher
bei Helen Ramirez (Katy Jurado) , die als ehemalige Geliebte von
Bill Kane und Frank Miller wenigstens
beide Seiten der Medaille kennt.
Trotz allem, auch wenn Gary Cooper ein
wenig allzu
gebeugt von der Last des ihm
auferlegten Schicksals durch
die Strassen von Hadleyville irrt
(er soll während der Dreharbeiten von
Beziehungsknatsch, Arthritis, Rückenschmerzen
und einem Magengeschwür geplagt gewesen sein)
der Film bleibt ein Klassiker.