Mittwoch, 18. November 2020

Leo Gisin - Judo




Eine schmale, steile Treppe in einem 
Hinterhof am Spalenring führte
mich Mitte der 60er Jahre in
den spartanisch eingerichteten Dojo
von Sensei Leo Gisin, wo ich
 mich in die Geheimnisse
fernöstlicher Kampfkunst 
einweihen lassen wollte.
Damals noch ein dünner "Spränzel",
stand ich einem fast 1.90 grossen,
 Ehrfurcht gebietenden,
hünenhaften Riesen gegenüber,
der mir in den nächsten Jahren 
Falltechnik, Würfe,
Hebel-und Festhaltegriffe
einbläuen sollte.

Leo Gisin  23.2.1934 - 27.Januar 2020
SJV Pass-Nr. 55 war damals
 einer der ganz Grossen
im schweizerischen Judo. 




1950 wandte er sich 
beim JC Basel diesem 
weitgehend noch als exotisch
 geltenden  Sport zu,
 um “Dampf ablassen zu können” .
Nur vier Jahre später war er Dan Träger
und erreichte im Lauf seines Lebens
den 7. Dan im Judo und
den 2. Dan im Jiu Jitsu.

Fünf Schweizer Einzelmeister-Titel,
 sowie mehrfacher 
Schweizer Mannschaftsmeister 
und Cupsieger mit dem JC Basel zählen 
zu seinen nationalen Erfolgen.
 Neben mehreren 
internationalen Meisterschaften 
nahm Gisin  auch an vier
 Europameisterschaften 
und an der WM 1961 in Paris teil.

Neider verhinderten, trotz 
Olympiaqualifikation, seine
 Teilnahme an den olympischen 
Spielen 1964 in Tokyo,
 Weil er  für Privatunterricht einmal 
wöchentlich  8.-- Franken  verdiente,
wurde ihm vorübergehend der 
Amateurstatus aberkannt. 
Zwar wurde er noch  vor
 der Abreise  rehabilitiert,
aber laut offizieller Version, 
war das Flugzeug ausgebucht 
und er fand keinen Platz mehr.

So beendete er 1964 seine aktive
Sportlerkarriere.





1965 wurde Gisin zum Nationalcoach ernannt. 
sieben Europameisterschaften, zwei 
Weltmeisterschaften und den 
Olympischen Spielen 1972 in München.

Daneben baute er seinen Judoclub 
Budokan auf und eröffnete 
im Raum Basel  3 Kampfsportschulen,
 wo Judo, Ju-Jitsu,
 Karate und Aikido unterreichtet
 wurde. Er hatte zeitweilig 
bis zu 750 Schüler, darunter war auch ich.
Daneben betrieb er einen Laden für   
Budoartikel am Spalenring in Basel.

Die späteren Jahre verbrachte er in seinem 
selbstrenovierten Haus im Jura 
und betätigte sich als Experte und 
Sammler fernöstlicher
 Kunstgegenstände.