Dank dem Plattenspieler
lernte man eine ganz andere Musik kennen,
als sie im Radio Beromünster gespielt wurde.
Sie galt einmal mehr als
„nervenaufpeitschend“ ,entführte
„in eine unwirkliche Lügenwelt“
und galt mehr oder minder als „entartet“
Kein Wunder gefiel sie mir.
Der Rock’n Roll.
Negermusik, Teufelsmusik, Halbstarkenmusik,
Affentanz waren ein paar der Attribute,
mit denen der Rock’n Roll damals
bedacht wurde. Der good old Rock’n Roll war in
den frühen Sechzigern eigentlich irgendwie schon dahin.
Elvis kehrte mit „Muss i denn zum Städtele hinaus“
aus seiner Armeezeit in Deutschland zurück,
Little Richard war zum Prediger
mutiert, Jerry Lee Lewis hatte sich mit seiner Hochzeit
mit seiner noch minderjährigen Cousine ins Fettnäpfchen
gesetzt, Chuck Berry landete im Gefängnis, Carl Perkins
hatte den Sprung nie ganz geschafft, nicht zuletzt wegen seines
Unfalls. Fats Domino , Bo Diddley und
Bill Haley waren immerhin schon ältere Semester.
Aber irgendwie hatte es
wohl ein paar Jahre gedauert,
bis die neue Musik über den Ozean
geschwappt war, jedenfalls
bekam ich, mit einiger Zeitverschiebung
doch noch so manches mit.
Eddie Cochran, (Summertime Blues) kam am
17.04.1960 in Bath bei einem Autounfall ums Leben.
Er hätte der neue King werden können,
nachdem Elvis so allmählich von seinem
Manager Colonel Parker weichgespült
worden war. Das Zeug dazu hatte er, wie die Titel
beweisen, die er in seinem
kurzen Leben aufgenommen hat.
wikipedia.org/wiki/Eddie_Cochran
Gene Vincent, ein anderer vielfach unterschätzter
Rockabilly (Be bop a lula) sass im
selben Wagen und wurde schwer
verletzt. Den Unfall soll übrigens ein junger
Polizist protokolliert haben, der
selber später ins Musicbusiness
einstieg. Dave Dee
(..Dozy, Beaky, Mick & Tich)
Nach dem 4.Februar 1959 , dem Tag als
Buddy Holly, Big Bopper und Richie Valens
bei einem Flugzeugunfall ums Leben
kamen, war dies der zweite schwarze
Tag in der Geschichte des Rock’n Roll,
Cochran's Tribut-Song an diese "Three Stars ",
wurde erst nach seinem eigenen Tod veröffentlicht .
Aber die Songs wurden immer noch viel gespielt
und der Rock’n Roll hatte noch nichts von seiner subversiven
Sprengkraft eingebüsst. Alles was damit zusammenhing,
war noch immer vom Ruch des Verbotenen umwittert.
Im Radio Beromünster, dem schweizerischen
Landessender fand der Rock’n Roll schlicht
nicht statt. Dafür plärrte die verruchte
„Halbstarkenmusik“ aus den Lautsprechern der
Autoscooter und Himalayabahnen auf der
Herbstmesse. Und auf dem Tanzrad
wurde sie sogar „life“ gespielt.