Dienstag, 8. März 2016

Elsassisch - Elsässerditsch



“Red wie uns dr Schnawel
gewachse isch”



Nicht nur  die Region Elsass  soll 
von der Landkarte verschwinden
und im zentralistischen Gleichheitswahn
in ein "Acal" genanntes,
 bürokratisches Gebilde 
“integriert” werden. Auch
die elsässische Sprache läuft Gefahr,
 immer mehr verdrängt zu werden.




Nach dem Zweiten Weltkrieg
 wurde Französisch 
im Elsass zur Verkehrs-,
 Amts- und Schulsprache. 
Das Elsässerditsch  wurde als
 Sprache der “boches” verfemt.

Das Elsässisch wurde als 
“unfranzösisch” und 
“separatistisch” diffamiert ,
als veraltet,
 rückwärtsgewandt, ja gar 
“ revisionistisch”  mundtot
 zu machen versucht.



Tomi Ungerer

Es gab eine Reihe  völliger
Umbenennungen von Ortsnamen,
so dass der ursprüngliche Name
bis  zur Unkenntlichkeit 
verstümmelt  
oder ganz ersetzt wurde. 




 z. B. Selestat statt Schlettstadt.
Ribeauvillé statt Rappoltsweiler, 




Riquevihr statt Reichenweiler, 
Obernai statt Oberehnheim. 





Erst in jüngerer Zeit findet man 
zweisprachige Beschriftungen ...




... an Strassen und Ortsschildern.




Und da und dort wird 
darauf hingewiesen,
dass man auch Elsässisch redet.
Offenbar keine 
Selbstverständlichkeit mehr.




Noch  sprechen etwa 
600.000 Menschen,
 vor allem im ländlichen 
Raum, „Elsässisch“.
Doch die jungen Elsässer
sprechen
 immer weniger Elsasserditsch.




Das scheint durchaus Methode zu haben.

Man streicht das Elsass von
 der Karte der französischen
 Regionen, man entfremdet die Elsässer 
von ihrer Muttersprache, die half,
ihre kulturelle Identität durch eine
unglückselige, wechselhafte und 
oft unheilvolle  Geschichte zu retten.

Frankreich hat die 1999 unterschriebene
Charta für den Schutz von
Sprachminderheiten bis
 heute nicht ratifiziert.




Der alemannisch Dichter
 Johann Peter Hebel 
schrieb im Mai 1805 an seinen
 Freund Daniel Schneegans:

"Für Ihre Kinder will ich eine 
Fürbitte einlegen. Lehren Sie sie 
zuerst die angeborene 
Muttersprache und am liebsten im 
häuslichen und heimischen Dialekt
 sprechen, mit der fremden 
ist's noch lange Zeit.




Mit dem Sprechen empfangen 
wir in der zarten Kindheit die
 erste Anregung und Richtung 
der menschlichen Gefühle in
 uns und das erste verständige 
Anschauen der Dinge ausser uns, 
was den Charakter auf immer 
bestimmen hilft, und es ist nicht 
gleichgültig, in welcher
Sprache es geschieht... "




Wem solche seelische
Feinfühligkeiten
nicht mehr zeitgemäss erscheinen, 
dem kann auch mit 
durchaus "realitätsnäheren"
Argumenten begegnet werden.
Basler Unternehmen 
rekrutieren immer weniger 
Personal im Elsass - weil immer 
weniger französische Grenzgänger 
ausreichend Deutsch sprechen.