Seit einiger Zeit werden
auch in der Schweiz
auf einigen Bauernhöfen
amerikanische Bisons
gehalten.
Mehrfach wurde von Todesfällen
infolge Viruserkrankungen
berichtet.
So vermeldete der
„Schweizer Bauer“ den Tod des
1000kg schweren Bisonstiers
Geronimo infolge des durch Schafe
übertragenen
„Bösartigen Katarrhfiebers“.
Aehnliche Meldungen gab
es aus dem Rheintal oder
dem Tierpark "Langen Erlen" in Basel,
wo zwar Wisente an
derselben Krankheit eingingen.
Diese Vorfälle haben mir eine
Theorie in Erinnerung gerufen,
die besagte,
dass die Bisons in den USA
möglicherweise nicht
nur durch die exzessive Bejagung,
sondern auch durch einheimische oder
eingeschleppte Seuchen
und Viren fast ausgerottet wurden.
Wo ich diese Theorie vor 30 oder mehr
Jahren gelesen habe, und von wem
sie stammte, weiss ich nicht mehr,
Auch konnte ich damals nichts
Näheres dazu in Erfahrung bringen.
Ich habe gehofft, dass
man nach so langer Zeit
mehr darüber weiss.
Offenbar hat, bis auf
aber kaum jemand
die Theorie untersucht,
überprüft, weiterverfolgt
oder widerlegt.
Das mag mehrere Gründe haben.
Die Bilder der grossen, Abschlachterei durch
die Büffeljäger waren so
erschütternd und überwältigend,
dass ihre Evidenz unbestreitbar schien.
Ausserdem ist die
fast industriell betriebene
Ausrottung der Bisons
durch die Büffeljäger
vielfach und gut dokumentiert,
und ihr Anteil am Untergang
des Bisons soll keineswegs
in irgendeiner Form
herabgemindert werden.
Ich mag mich noch erinnern,
dass in meiner Kindheit
im Zolli Basel auf einer Infotafel so
ein Knochenberg vor dem Bisongehege
gezeigt wurde.
Ich habe diese Infos, völlig
beeindruckt von diesem
Bild, nie in Zweifel gezogen,
bis ich dann irgendwann mal
diesen genannten
Artikel zu lesen bekam.
Ganz generell muss man auch in
Betracht ziehen, dass das Wissen um
Tierseuchen sehr jung ist.
1842 bzw 1849 wurde der Erreger
des Milzbrands Bacillus anthracis,
der Erreger der Rinderseuche
gar erst 1902 entdeckt.
So stellen die Tierärzte Murray R Woodbury
und John Berezowski fest:
The following is a list of diseases, which
have been documented in bison populations
in North America. This list of diseases is short,
not because bison have more resistance to
disease than other species but because
of the minimal amount of research that has been
done on bison and bison diseases at this time.
Vor allem die ungeheuerliche Dezimierung
des Bestands vor
der Zeit der Büffeljäger
scheint noch Fragen offen zu lassen.
Dieses Bild mag eine Vorstellung von der Grösse
der Bisonherden im frühen 19. Jahrhhundert
geben.
Ueber die tatsächliche Anzahl der Bisons
gehen die Schätzungen
recht grosszügig auseinander.
Man spricht von ca
40 Millionen Tieren um 1830.
Die Zahl, wieviele davon
die Indianer jährlich
für den Eigenbedarf jagten,
schwankt ebenfalls
erheblich, zwischen
450’ 00 bis zu 2 Millionen,
Wieviele zusätzlich an weisse
Händler verkauft wurden oder
durch weisse Jäger erlegt wurden
ist schwer einzuschätzen.
Zwischen 1825 und 1830 soll die American
Fur Company 785 000 Bisonhäute über den
Mississippi hinunter nach New
Orleans transportiert haben.
Zahlen, die durch die natürliche Vermehrung
der Herden aber immer noch
um ein mehrfaches aufgewogen worden wären
und jedenfalls noch lange nicht die Abnahme der
Bestände
von angeblich 36 Millionen Tieren
im Jahr 1840 auf 5,5 Millionen im Jahr 1870 erklären,
wo die Massaker durch die Büffeljäger ihren
Höhepunkt noch vor sich hatten.
Maler wie Peter Rindisbacher,
Friedrich Kurz,
Karl Bodmer
George Catlin und Andere
...haben die Jagd auf den amerikanischen Bison i
durch die eingeborenen Indianer ,
wie auch durch weisse Jäger
zu jener Zeit
mehrfach dokumentiert.
Eine derartige Dezimierung der riesigen Herden
mit diesen Jagdmethoden
scheint mir wenig glaubhaft.
Auch “effizientere” Jagdmethoden,
wie die "Buffalo Jumps",
bei denen Büffelherden über hohe Felsklippen
getrieben wurden,...
... oder Präriebrände,erklären eine derart
massive Verringerung der Bestände nicht.
In diesen Zeitraum fallen aber auch
verheerende Epidemien
unter der Urbevölkerung durch von
Händlern und Schiffspassagieren
eingeschleppten
eingeschleppten
Keime von Pocken,
Masern und Cholera .
Masern und Cholera .
Infektionskrankheiten
aus der alten Welt, denen
aus der alten Welt, denen
die Indianer ohne jeden
Immunschutz ausgeliefert waren.
Immunschutz ausgeliefert waren.
In mehreren Epidemien gingen angeblich bis
1877 gegen 80 Prozent der Indianer in den
Flusssiedlungen und 45 Prozent der
nomadisiernden Indianeren
zugrunde.
So etwa das Volk der Mandan.
Aber auch grosse Teile der Pikuni ( Blackfeet)
Aber auch grosse Teile der Pikuni ( Blackfeet)
Dass die Büffelpopulation aber ebenfalls
anfällig auf eingeschleppte Erreger sein
könnte, wurde offenbar
kaum in Betracht gezogen.
kaum in Betracht gezogen.
Dr. Sierra Stoneberg Holt vermutet gar
einen Zusammenhang zwischen
dem Sterben der indianischen
Bevölkerung und dem Büffelsterben.
“When that management was removed,
the bison critically overpopulated
and damaged the vegetation. Then you
had crowded, starving bison in a
severely degraded range that
couldn’t begin to support them.
That meant that their immunity was gone,
and epidemic could rage unchecked.
The most fascinating thing is that tick
fever and anthrax both seem to be
native here. Bison had suffered from
them for maybe thousands of years
without ever being driven extinct by them.
But once they were no longer
managed, once their range was
destroyed from neglect, then the
weakened bison were wiped
out by familiar diseases."
Es gibt verstreute Hinweise
auf mögliche Epidemien unter den Bisons.
In 1825 an epidemic destroyed
all of the buffalo in
eastern Nebraska. The animals
perished so rapidly that
there was no provision
for the Indian population
in the area. Some of these
people died of starvation, others
from eating meat from infected animals.
In 1858 another epidemic destroyed
the buffalo in the Platte River
Valley. The trail from
Fort Laramie in eastern
Wyoming to Fort Bridger in
western Wyoming was noted as
"one long offense to the nostrils."
These epidemics
occurred in areas where immigrants
brought cattle through.
Auch der Trapper Yellowstone Luther
Kelly beschrieb ca 1867 Funde
einer Herde, deren Tod ihm unerklärlich war.
"Our course led over rolling prairie
when we crossed a high and level plain
which extended for many miles.
The plain was covered with a thin coating of
ice, and on all sides as far as the eye could
reach was dotted with bodies of
dead buffaloes. These animals were in
good condition and bore no mark of bullet or
arrow wounds.
The cause of their death
was a mystery to us. As we
marched over the plain toward the valley
of the Cheyenne, the appearance of
so many carcasses scattered around
made a strong impression on my mind, perhaps
because they were the first
buffaloes I had ever seen."
Mögliche Kontakte mit eingeschleppten Erregern
wären auch auf den grossen Trails denkbar,
( Oregon, Mormon, California, Santa Fe )
die z.T. mitten durch das Herz des Büffellandes
führten.
Dabei wurden nebst Ochsen als Zugtiere ,
wohl Milchküche, Schafe, Ziegen,
und vermutlich auch Hühner und Schweine zum
Aufbau von Farmen, mitgeführt,
Auch bei den „Cattle Trails“ nach Kansas
sollen die für die Schlachthöfe Chicagos
bestimmten texanischen Longhorns
verschiedene Krankheiten
verbreitet haben.
When the great trail drives began, bison
interacted with the cattle being driven from Texas.
"Buffaloes travel in a straight line.
When they were moving and encountered a herd
of Texas cattle they invariably bored right
through the herd, turning neither to right nor
left. It was just the same if but one or a
dozen buffaloes were on the move — they
walked straight through." –James H. Cook
as told to Eli S. Ricker, May 23, 1907
The cattle infected the bison with new diseases:
the dangerous brucellosis as well as Texas
tick fever, which dramatically
weakened the bison herds.
Sicher ist nur, dass wir es
wohl nie sicher wissen werden.
Die Seuchentheorie wird
im Nachhinein schwierig
im Nachhinein schwierig
nachzuweisen oder zu
dokumentieren sein.
dokumentieren sein.
Möglicherweise wurde sie aber auch gar nie
ernsthaft in Betracht gezogen
und womöglich schwer unterschätzt?
Vielleicht werden Erfahrungen
mit den heute wieder
anwachsenden Herden darüber mehr
Aufschluss geben können.