Dienstag, 15. September 2009

Alle Jahre wieder ..




Jörg Müller zählt zu den bedeutendsten
Schweizer Bilderbuchkünstlern.
Sein Klassiker
"Alle Jahre wieder saust der
 Presslufthammer nieder" (1973)
zeigt die Zersiedelung einer Landschaft
zwischen 1953 und 1972 und besticht
durch seine wunderbaren, eindrücklichen Bilder.




"Alle Jahre wieder saust der
Presslufthammer nieder"




In meiner Kindheit gab es in
Binningen noch viele Bauernhöfe,
kleine Ladengeschäfte, Handwerksbetriebe.
 Innert weniger
Jahre verschwand diese Welt.
Ganze Häuserzeilen fielen dem
Zeitgeist zum Opfer und machten
Scheusslichkeiten aus Beton
Platz, die mich an die vielgescholtenen
Plattenbauten in der DDR
erinnerten. Aber zu meinem
Erstaunen war man auf die
„Moderne Zeit“ die da Einzug
hielt, so stolz, dass man gar
Postkarten davon drucken liess.





Ebenso gab es damals noch
Dutzende von Beizen. Die Linde,
die Blume, das Rössli, den Hirschen,
 die Pilgerruh, die alte
Waage, den Bären, den Rebstock,
den Felsenkeller, den Salmen,
das Schiff, den Schlüssel,
das Schweizerstübli, das
Univers, das Tram- und das
Binningerstübli. Die Traube,
die Alte Post, das Jägerstübli.
 Schützen- und Augarten. Den
letzten Batzen, Spiesshöfli,
Bottminger Mühle. Waldeck und
die Bauernstube,.
..die Liste ist unvollständig.

Fast alle sind verschwunden,
dem Baggerzahn zum Opfer gefallen

Dafür haben wir heute, fast an
 denselben Stellen eine ähnliche
Dichte an psychiatrischen
und psychologischen Praxen.
Manchmal frage ich mich, ob
da ein Zusammenhang besteht?
Zwischen dem Zerfall der gewachsenen
dörflichen Strukturen und
der Zunahme an seelischen Erkrankungen?






1973 erschienen die Kinderbücher
 „Alle Jahre wieder..
” und "Hier fällt ein Haus, dort steht ein Kran
und ewig droht der
Baggerzahn" (1976) von Jörg Müller,
und ich war eigentlich der Meinung, dass nun
wirklich jedem Kind klar sein müsste,
dass die Zersiedelung der Landschaft
nicht von Gutem sein konnte.
Ich habe mich da leider
wohl getäuscht. Denn während man
einerseits von den „Sünden der Vergangenheit“
spricht, sündigt
man frischfröhlich weiter....