Zwar habe ich die Abenteuer von „Robert dem Schiffsjungen“
oder „Onnen Visser“ irgendwann mit Genuss verschlungen,
lange Jahre blieb mir aber verborgen, dass sich hinter dem
Autoren S. Wörishöffer, dem „Karl May von Altona“ eine Frau verbarg.
Sophie Wörishöffer geb. Andresen 6. Oktober 1838 - 8. November 1890
war so etwas wie ein weibliches Pendant zu Karl May.-
und sie brauchte punkto Fabulierlust, Exotik, aber auch
Erfolg und Verkaufszahlen diesen Vergleich nicht zu scheuen.
Wie May hatte sie die von ihr beschriebenen Länder nie gesehen,
sondern benutzte die damals bekannten Reisebeschreibungen
und verliess sich sonst auf die Gabe der Phantasie.
Nach dem frühen Tod ihres Mannes Albert Fischer Wörishöffer,
der sie mittellos zurückliess, begann sie, um sich und ihrem 1871
geborenen Sohn Hugo den Lebensunterhalt zu sichern,
zu schreiben.
Der Verlag Velhagen & Klasing wurde auf sie aufmerksam und
beauftragte sie, einen Ladenhüter des Verlages umzuarbeiten.
Es handelte sich um das von Max Bischoff verfasste Jugendbuch
um „Robert den Schiffsjungen“ den Wörishöffer um mehrere
hundert Seiten erweiterte.
Das Buch erschien erneut 1877 unter dem Titel
"Robert des Schiffsjungen Fahrten und Abenteuer
auf der deutschen Handels- und Kriegsflotte"
und wurde ein durchschlagender Erfolg.
Nun erschien Jahr für Jahr , gegen das stattliche Honorar
von Zweitausend Reichsmark ein neuer „Wörishöffer".
Abenteuerbücher für die "reifere" (männliche) Jugend.
Da solche Erzählungen selbstredend nur von männlichen Autoren
stammen konnten, wurde die weibliche Identität der Autorin
sorgsam kaschiert und stets nur mit S. Wörishöffer angegeben .
Es folgten : „Das Naturforscherschiff“.
„Die Diamanten des Peruaners“,
„ Fahrten durch Brasilien und Peru“,
„Durch Urwald und Wüstensand“. u.v A.
Allesamt erlebten sie, zum Teil bis weit in die Mitte des
zwanzigsten Jahrhunderts, in verschiedenen Verlagen,
immer wieder Neuauflagen.
Eine ausführliche Gesamtübersicht über die Werke von
Sophie Wörishöffer findet sich bei
omnibus.uni-freiburg.de