Samstag, 3. Juli 2010

Yé-yé


Während Chansonniers wie Charles Aznavour, Monsieur 100 000 Volt Gilbert Becaud oder Juliette Gréco sich ab und zu in deutsche Samstagsabendunterhaltungssendungen verirrten, blieb auch da die Jugend aussen vor. Dafür gabs „Salut les copains“.



Das war eine französische Zeitschrift und eine Radiosendung auf der Popmusik zu hören war. Der Schweizer Radiosender Beromünster übernahm irgendwann mit dem Moderator Albert Werner, Konzept und Titel, musste dann aber die Sendung auf „Sali mitenand“ umdeutschen. Der Originalsendung war aber zu verdanken, dass damals französische Chansons und französische Rockmusik bei uns weit bekannter waren als heutzutage.




Eddy Mitchell begann in den 50ern als Sänger der Rock'n'Roll Band "Les Chaussettes Noires" und wandelte dann auf Solopfaden.



Der Begriff yé-yé soll sich vom englischen „Yeah“des Beatlessongs "She loves you, yeah, yeah, yeah" ableiten. Dem Begriff wurde eine Zeitlang so ziemlich alles zugeordnet, was im französischen Musikgeschäft jung war. Unterschiedlichste Interpreten aller Stilrichtungen. Von Johnny Hallyday über Richard Anthony, Eddy Mitchell bis zu Jacques Dutronc , Frank Alamo und „Clo – Clo“ Claude Francois.




Zu den weiblichen Stars des Yéyé zählten Françoise Hardy, eine hagere Blondine, in viel zu weiten Pullovern und langen Haaren, die sich in „Tous les garçons et les filles“,bitterlich beklagte, dass ausser ihr alle einen Freund hätten. Die weiblichen Stars des Yé-Yé sangen oft Coverversionen amerikanischer Girlgroups.




Sheila „L'école est finie“hatte toupierte Haare, eine sogenannte Farah Diba Frisur und machte viele Jahre später noch einmal als Sheila B. Devotion die Discos unsicher.


Sylvie Vartan war das absolute Teenager-Idol in Frankreich, ausserdem Johnnys Freundin, und zusammen waren sie DAS Traumpaar.


Später kamen dann noch etwa Gestalten wie Michel Polnareff , der mit "La Poupée qui fait non" und "Love me, please love me" zwei Megasuperhits hatte, sich dann aber in seiner eigenen Exentrik verlor. Und Antoine, der Protestsongs sang.


Dann hatte der englische Beat Power die meisten französischen Lieder bei uns aus den Hitlisten weggefegt. In Frankreich stand aber ein Mann all die Jahre wie ein Fels in der Brandung, Jean-Philippe Smet; * 15. Juni 1943 alias Johnny Halliday, eigentlich Belgier überstand alle Stürme und Moden bis zum heutigen Tag.



Johnny ist seit 1960 der Inbegriff des französischen Rock’n Roll. Ein Phänomen, das seinesgleichen sucht. Eine nationale Institution Bereits 1961 randalierten nach seinem Open-Air-Concert 150.000 junge Franzosen und zerstörten angrenzende Geschäfte, U-Bahnhöfe, und lieferten sich mit der Polizei Straßenkämpfe. Dies setzte sich in der Provinz fort.


1963 suchte er Basel heim, wo er aber so spät kam, dass ich bereits wieder den Heimweg antreten musste als er endlich erschien.



Halliday überlebte alle musikalischen Trends. Er öffnete den noch unbekannten Beatles die Tore des Olympia, wie später auch Jimi Hendrix. Und landete in Frankreich Hit auf Hit. 1998 hatte er fünf hintereinander ausverkauften Konzerte im Stade de France mit 450.000 verkauften Eintrittskarten. Sein größtes Konzert absolvierte er bei freiem Eintritt im Juni 2000 unter dem Eiffelturm in Paris. 750.000 Zuschauer versammelten sich auf dem Champ de Mars.

„In Frankreich ist Halliday unerreichbar“, meinte Mick Jagger.