Donnerstag, 27. Februar 2014

Tino - Frozen Angel




Nachdem die Halbstarken vor etwas mehr als einem  Jahr.
 (zumindest für eine Ausstellung),
 Einzug  in die heiligen Hallen des
 Basler Museum für Gegenwartskunst gehalten haben,
hat es Tino Schippert nun  also sogar
 auf die Kinoleinwand geschafft.

Sicherlich wäre eine der Revolverküchen im minderen Basel der
würdigere und passendere Rahmen gewesen,
 aber die sind ja alle verschwunden.
Und so findet man sich, leicht irritiert,
zur Mittagsvorstellung?!?
im sonst so bildungsbeflissenen kult.kino Atelier
und bestaunt den legendären Schweizer Exoten.






Schon 2005 widmete Willi Wottreng dem 
Gründer der Schweizer Hell's Angels eine
umfangreiche, leider aber auch etwas zähflüssige
Biografie, die bereits ihren Teil zu einer
mythischen Ueberhöhung
des einstigen Bürgerschrecks beitrug.




Regisseur Adrian Winkler bemüht sich um ein
facettenreiches Portrait dieses "poetischen"
Rebellen, der u.a. mit Friedrich Dürrenmatt verkehrte.
("Liebes Mueti. Bin mit dem Motorrad schnell
 bei Dürrenmatt mittagessen gewesen"
was damalige Bildungsbürger
 kopfschüttelnd erschauern liess.)

Ein sorgfältig gemachter Dokumentarfilm, 
mit seltenen Originalaufnahmen, zahlreichen Interviews mit
mittlerweile durchwegs  ergrauten Zeitgenossen, 
der aber  nicht ganz verhindern kann,  dass auch 
er fleissig am Mythos des "Frozen Angel" weiterstrickt.




“Er war eitel und zimmerte mit an seiner 
eigenen Legende vom grossen Rockerboss”
meint Filmemacher Adrian Winkler"


Nun, offenbar bietet Tinos Leben den
Stoff, aus dem sich Legenden bilden.




Aus gutbürgerlichen Verhältnissen 
am Zürichberg stammend, 
wurde er zum Problemschüler, dann
 Matrosenlehrling in Basel, wo er
mit der Halbstarkenszene in Kontakt kam.
 Später wurde er Chef  der Zürcher “Lone Star Gang”
 und schliesslich Boss der Schweizer Hell's Angels.
Die Medien machen ihn für kurze Zeit Star.
Immer wieder heftige Auseinandersetzungen
 mit der Staatsgewalt, die ihn 
schliesslich zur Flucht um die halbe Welt,
zuerst in den Nahen Osten
 dann nach Südamerika zwangen.
 1981 starb er angeblich unter mysteriösen 
Umständen  in Bolivien.
Allerdings soll er Gerüchten zufolge,
  noch Ende der 1980er Jahre, sowohl
 im brasilianischen Tiefland wie 
auch in Basel gesehen worden sein.