Mittwoch, 28. Dezember 2011

Münchhausen



Der Film gehörte in den Sechzigern zum Festtagsprogramm und wurde
meist so um die Weihnachtszeit ausgestrahlt.
Münchhausen wurde den Ruch, ein Nazipropagandafilm zu sein,
nie ganz los.Das wusste ich aber damals nicht,
mich beeindruckten vor allem die phantastischen Elemente
und die für die damalige Zeit hervorragende Tricktechnik.
Münchhausen entstand mitten im Zweiten Weltkrieg,
zum 25. jährigen UFA Jubiläum und wurde von
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels persönlich
in Auftrag gegeben.
Der Film verschlang rund 6,5 Millionen Reichsmark und war
damit einer der teuersten Filme des Dritten Reiches.
Und das 1942, mitten im Krieg,- es dürfte sich also um ein
erstrangiges Prestigeobjekt der damaligen Machthaber gehandelt haben.



Allerdings wurde weitgehend darauf verzichtet,
die Propagandakeule zu schwingen.
Zumindest in den Versionen, die nach dem Krieg erneut in die Kinos kamen.
In den Dialogen finden sich zum Teil erstaunlich liberale Ansichten
und auch ansonsten ist der Film weitgehend zurückhaltend,
was direkte oder indirekte Parteipropaganda betrifft.




Ob und wieweit dies Erich Kästner zu verdanken ist,
der trotz offiziellem Schreibverbot das Buch unter dem
Pseudonym Berthold Bürger, dazu verfasste,
weiss ich nicht zu beurteilen.
Die Deutschen Allgemeinen Zeitung schreibt:
"Dieser Jubiläumsfilm der UFA schlägt beherzt ein Loch in die
Fassade der Wirklichkeit, eine Bresche für die Phantasie“.
Was das im politischen Kontext des März 1943 alles bedeutet
haben mag, darüber scheiden sich die Geister.
Unbestritten sind aber die phantastischen Qualitäten des Films.




Hans Albers in der Titelrolle ist nicht unbedingt mein Geschmack,
ansonsten aber braucht der Film von Josef von Baky,
der als eine Art Konkurrenzprodukt zu der wenige Jahre zuvor entstandenen britischen Fantasyproduktion „Der Dieb von Bagdad“ (1940) entstanden sein soll,
in weiten Teilen den Vergleich nicht zu scheuen.




Die fantastische Story beginnt in der damaligen „Jetztzeit“,
also etwa den dreissiger Jahren des letzten Jahrhhunderts und
Baron von Münchhausen erzählt seine wunderlich- absurde,
abenteuerliche Lebensgeschichte, ...



...die aufgrund der ihm von
Graf Cagliostro verliehenen ewigen
Jugend bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht.


Der in der neuen Agfacolor-Technik produzierte
Farbfilm besticht durch seine farbliche Brillanz,
( von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und Transit-Film
in besten AGFACOLOR-Farben rekonstruiert und restauriert)
ist reich an phantastischen Elementen, verschwenderisch ausgestattet, ...




...und allein wegen der zahlreichen spektakulären Spezialeffekte
von Konstantin Irmen-Tschet sehenswert.




So etwa der berühmte Ritt auf einer Kanonenkugel.




Münchhausens sagenhafter "Läufer",
der ihm innert kürzester Zeit ein besonderes
„Gesöff“ aus Wien herbeischafft, worauf ihm der türkische Sultan
die Freiheit schenkt.





Am Ende landet Münchhausen mit einer Ballonfahrt zusammen
mit seinem Getreuen Christian Kuchenreutter auf dem Mond.
Dazwischen abenteuerliche Begegnungen mit Casanova,
Cagliostro,...




... der Zarin von Russland und andern
erstaunlich freizügigen, hübschen jungen Damen.