Donnerstag, 7. Juni 2018

Il Mercenario - Sergio Corbucci



"Il Mercenario",  ist der dritte 
Italowesternklassiker
 den  Sergio Corbucci 1968
drehte.
Wie der Titel aussagt,
geht es um einen
Söldner, "a hired Gun".




Franco Nero mimt den zynischen,
polnischen Söldner Kowalski
Sein Gegenspieler ist  der schlitzohrige,
 mexikanische
 Idealist und Revolutionär
“Paco”(Tony Musante).
Zusammen 
spielen sie ein gegensätzliches Duo in
 den mexikanischen
 Revolutionswirren um 1910.
Schon Ricard Brooks
hatte zwei Jahre zuvor mit
seinem Film "The Professionals",
die mexikanische Revolution
als Hintergrund
für Spätwestern eingeführt.
Der Italowestern bediente sich
ausgiebig an dieser Thematik.

Da die meisten Italowestern im spanischen 
 Almeria abgedreht wurden, drängte 
sich Mexiko als Schauplatz wegen der
 landschaftlichen Aehnlichkeit 
natürlicherweise an.
Ausserdem war das Thema “Revolution”
 1968 tonangebend.
Für die oft marxistisch angehauchten
 italienischen Filmregisseure, bot
sich die mexikanische Revolution als
 Allegorie für Kritik an der
Vietnampolitik der USA,
dem Verhältnis zur Dritten Welt und
 allerhand  weiteren
politischen Botschaften an.




Mit von der Partie  ist Jack Palance
als "Curly" (italienisch : Ricciolo) mit
überdreht üppiger, schwarzer 
Lockenpracht, der  einen 
ehemaligen Priester mimt, der 
zum irrwitziger Killer wurde.



Giovanna Ralli als Colomba
in einer ungewöhnlich starken
Frauenrolle.





Corbucci lässt sich nicht
auf Revolutionsromantik ein.
sondern macht sich diese Umstände
zu Nutze um einen bissigen Film über
 revolutionäre Träumereien zu drehen, der 
zwischen Komödie und
Tragödie geschickt laviert.
Das Drehbuch  soll von Bertolt Brecht
beeinflusst worden sein. 
„Il Mercenario“ ist  ernsthafter 
 Revolutionswestern und 
Parodie, voller Wortwitz, manchmal fast
geschwätzig,  der immer wieder mit neuen
 Wendungen aufwartet  und vollgestopft ist
 mit überraschenden kleinen Einfällen.
.
So zündet Kowalski , als
 "running gag"sein Streichholz
 an den unmöglichsten Stellen an
immer wieder, so etwa am Busen einer
 Hure oder am Stiefel eines Gehenkten.

Das Drehbuch scheint ausgefeilt, die Kamera 
brillant und  die Actionszenen überzeugen,
 die Dialoge klingen tiefsinnig-
oder ist es bittere Ironie?



Der Revolutionär als Clown?




Aufsehenerregend auch das Showdown
in einer Stierkampfarena.
Damals eine weitere Variante
der grossen Showdown
im Spaghettiwestern.

Im Nachhinein wirkt der Film da und dort
etwas überdreht, und manches
 was zur Entstehungszeit
neu und überraschend war,
wirkt in der Zwischenzeit
ein wenig abgegriffen.
Die sozialkritischen Ansätze
und klassenkämpferischen Diskussionen
sind längst kalter Kaffee.
Aber immerhin hat der Film auch sein
halbes Jahrhundert auf dem Buckel.

Sergio Corbucci gehörte mit  Sergio Leone
 und Sergio Sollima zu den
drei grossen “Sergio’s” des
italienischen Western.
 Insgesamt trug er dreizehn Filme
von höchst unterschiedlicher
 Qualität, zu diesem Genre bei.
Sergio Leone bezeichnete ihn als den
 kreativsten italienischen Regisseur,
aber Corbucci soll,
desillusioniert, ein volles Bankkonto
 dem künstlerischen Ruhm
vorgezogen haben.




1970 drehte er mit
 “Vamos a matar, compañeros”
 sozusagen ein Remake des Films,
"Il Mercenario", nicht ganz so
gelungen, aber immerhin 
sehenswert.
Danach scheint er das Interesse
am Western verloren zu haben und
 lieferte nur noch anspruchslose
Dutzendware.