Donnerstag, 18. November 2010

Hypnose




Der grosse französische Neurologe Jean-Martin Charcot (1825 – 1893) glaubte, dass Hypnose ein pathologisches Phänomen sei und dass nur hysterische Menschen hypnotisiert werden könnten. Mit dieser falschen Annahme stand er in seiner Salpêtrière-Schule auf Kriegsfuss mit der Schule von Nancy um Dr. Ambroise Liébeault und Professor Hippolyte Bernheim. Sie glaubten damals, dass Hypnose ein rein psychologisches Phänomen sei.





( Es sei daran erinnert, dass Stokers Professor Abraham Van Helsing angibt, bei Charcot studiert zu haben, und auf die vielfältige Rolle hingewiesen, die die Hypnose bei der Verfolgung Draculas spielt! ) Sigmund Freud (1856 – 1939) studierte Hypnose sowohl bei Charcot an der Salpêtrière und auch an der Schule von Nancy. Er arbeitete mit Hypnose, liess diese dann aber zugunsten der Psychoanalyse fallen.




Nicht zuletzt dadurch geriet die Hypnose mehr oder minder ins Abseits, zum zweiten wurde diese Entwicklung aber auch stark beeinflusst durch Auftritte von Jahrmarktszauberern und Varietéhypnotiseuren. Öffentliche Schauvorführungen durch ernsthafte Mediziner, gingen Hand in Hand mit Darbietungen von Bühnenillusionisten. "Verbrechen unter Hypnose" war ein kontrovers diskutiertes Thema unter Juristen." Dazu kam dann das Kino dessen "hypnotische Macht" schon bald in der Filmtheorie hervorgehoben wurde.





Gestalten wie der schon sprichwörtliche Manipulator „Svengali“, dem Hypnotiseur aus dem Roman „Trilby“ von George du Maurier von 1894, lieferten Stoff für mehr als eine Verfilmung.





Dort wird ein völlig unmusikalisches Mädchen namens Trilby unter Hypnose vom dämonischen musikalischen Genie Svengali in eine Gesangs-Diva verwandelt wird. Die Manipulation fliegt auf, als Svengali wegen eines Herzinfarkts die Hypnose nicht durchführen kann. Nach diesem Vorbild entstanden auch einige Filme, u.a. mehrere Stummfilme (teilweise mit dem Titel „Trilby“), 1927 ein gleichnamiger Film mit Paul Wegener (Regie Gennaro Righelli) und 1931 mit John Barrymore als Svengali (Regie Archie Mayo). 1954 verkörperte ihn Donald Wolfit in „Svengali“ (Regie Noel Langley, mit Hildegard Knef)








...und 1983 in einem gleichnamigen Fernsehfilm Peter O'Toole
(Regie Anthony Harvey,
mit Jodie Foster).

In ihrem Buch „Paranoia City“
Der Fall Ernst B. Selbstzeugnis und Akten
aus der Psychiatrie um 1900






...weisen die Autoren Stefan Nellen, Martin Schaffner und Martin Stingelin auf eine weitverbreitete paranoide Stimmung bezüglich hypnotischer Kräfte hin Den Basler Psychiatriefall Fall Ernst B. Er glaubte sich durch mächtige Herren verfolgt, die ihn mittels Hypnose manipulieren - ein Wahn, der nicht ohne Realitätsbezug war. Ein weiterer, wenn auch fiktiver grosser Hypnotiseur, Psychiater wie auch Meisterverbrecher in Personalunion ist Norbert Jacques "Dr. Mabuse"





Dr. Mabuse.
Von Fritz Lang meisterlich verfilmt.Dr. Mabuse erlebte im deutschen Film der sechziger Jahre eine Wiedergeburt.





Der deutsche Literaturwissenschafter Stefan Andriopoulos weist darauf hin, dass der Film Dr. Mabuse, der Spieler, das Thema Hypnose nicht nur als Handlungsmomentebenutzt, sondern das Kino selbst zu einer hypnotische Apparatur macht.





Stefan Andriopoulos: Besessene Körper. Hypnose, Körperschaften und die Erfindung des Kinos. München: Fink 2000. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf den historischen Hintergrund und zeigt die vielfältigen Debatten um Hypnose zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende, die immer wieder um das (fiktive) Bedrohungsszenario möglicherweise unter Hypnose begangener Verbrechen kreisen.






Auch Christoph Türcke geht in seinem Buch "Philosophie des Traums" von der zeitgleichen Entdeckung des Unbewussten durch Freud und die Entwicklung des Kinos aus. Wesentlich weiterentwickelt wurde die Hypnose im 20. Jahrhundert im deutschen Sprachgebiet zunächst durch Oskar Vogt (1870-1959), dann durch dessen Schüler Johannes Heinrich Schultz (1884-1970), der daraus das autogene Training entwickelte.






Der US-amerikanische Psychiater und Psychotherapeut Milton Erickson (1901 – 1980) trug viel zum Wiederaufleben der Hypnose und zu ihrer heutigen Akzeptanz als Therapieform bei. Mit ausserordentlich permissiven (erlaubenden) und indirekten Suggestionen schaffte er es, Ressourcen zur Selbstheilung zu wecken und schon fast ans wundersame grenzende Heilungen zu bewirken.






Ein weiterer gefürchteter Hypnotiseur: Donald Duck