Erstmals bin ich durch Ernst Fuchs’
“Architectura Caelestis”
auf das "Palais idéal"
aufmerksam geworden.
Der Landbriefträger
Ferdinand Cheval (1834-1912)
des südfranzösischen Dorfes
Hauterives
begann 1879
auf seiner täglichen Posttour
interessant geformte
Steine zu sammeln.
Unter den staunenden
und verständnislosen
Augen seiner Mitbürger,
fing er an, ...
... daraus einen
"Tempel der Natur" , das
“Palais idéal” zu errichten.
Mit überschäumender Phantasie
gestaltete er eine Mischung aus
Hindutempel, Pharaonengrab,
Moschee (mit Minarett),
mittelalterlicher
Ritterburg und Chalet,
26 Meter lang, bis zu
14 Meter breit und
10 bis 12 Meter hoch.
Wie Jahrzehnte später der Schweizer
Bruno Weber, schmückte er
sein Bauwerk an dem er
"10 000 Tage - 93 000 Stunden
- 33 Jahre der Bewährung"
vom 19. April 1836 - 19. August 1924
gearbeitet hatte, mit zahllosen
Phantasietieren und üppig
wuchernden Phantasiepflanzen.
"Sie betreten einen Palast der Imagination",
steht auf einer Inschrift des Palais idéal.
Die Dorfbewohner hielten
ihn für verrückt,
aber harmlos und liessen
ihn gewähren.
Ihren Spott und ihre Sticheleien
prallten an ihm ab.
"Mir ging auf,
dass die Menschen immer
schon die verspottet
und schikaniert haben, die sie
nicht verstehen können."
Da ihm nicht erlaubt wurde,
das Palais als seine Grabstätte
zu benutzen, baute er sich nich ein
kleineres Monument auf dem Friedhof.
1922 vollendete er sein Mausoleum,
die "Gruft der Stille und unendlichen Ruhe".
Das Lebenswerk war vollendet.
In den Zwanzigerjahren feierten
ihn die Surrealisten
als ihren Vorläufer.
André Breton widmete ihm
ein Gedicht und Max Ernst eine Collage.
Picasso reiste mehrfach an.
Fotos davon wurden im
New Yorker Museum of Modern Art
ausgestellt.
1969 wurde das Palais offiziell
zum Kunstdenkmal erklärt
und zieht seither jährlich mehr
als Hunderttausend Besucher an.