Alois Hingerl ist der
Dienstmann Nr. 172
im Hauptbahnhof München.
In Erledigung seiner Pflicht trifft
ihn der Schlag und er
kommt als Engel Aloisius
in den Himmel.
"Der Münchner im Himmel" von
Ludwig Thoma
( 21.1.1867 - 26.8.1921)
... um 1911 verfasst, bildete die
Vorlage für eine kleine Perle
des Trickfilms.
1962 machten die
Filmemacher Walter und
Traudl Reiner daraus
einen Zeichentrickkurzfilm,
der zum Klassiker wurde
immer und immer wieder im
Fernsehen gezeigt wird.
Alois' Erlebnisse in himmlischen Gefilden
liessen damals bei mir erste Zweifel
aufkommen, ob der Himmel nun
tatsächlich ein erstrebenswerter,
nachtodlicher Aufenthaltsort wäre.
Die keltische Anderswelt,
das germanische Walhalla oder
die ewigen Jagdgründe der Indianer
erschienen vielversprechender, ...
... als die Aussicht, wie Aloisius
von acht Uhr früh bis zwölf Uhr
mittags “frohlocken”
und von zwölf Uhr
mittags bis acht Uhr abends
“Hosianna singen”
zu müssen.
Auch Alois' Begeisterung hält
sich in Grenzen.
“Ja, wann kriagt ma
nacha was z’trink’n?”
fragte Alois.
“Sie werden Ihr Manna schon
bekommen”, sagte Petrus.
“Eurer Manna kennst fei selba saufa!”
Durch sein lautstarkes „Frohlocken“
(„Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott
– Erdäpfi – Saggerament – – lu - uuu - iah!“)
wird der Herrgott auf ihn aufmerksam
und kommt zum Schluss,
dass Aloisius für den Himmel
nicht zu gebrauchen sei.
Darum erhält dieser die Aufgabe
der bayerischen Regierung
die göttlichen Ratschläge
übermitteln,
Dadurch kommt Alois ein
paar mal jede Woche
nach München und die
liebe Seele habe ihre Ruhe.
Alois macht sich also mit einem
göttlichen Ratschlag auf den Weg und
landet, wie gewohnt zuerst im Hofbräuhaus,
bierselig seinen Auftrag vergisst und
bis zum heutigen Tage dort sitzt.
Und bis zum heutigen Tage wartet
die bayrische Regierung deshalb vergeblich
auf die göttlichen Ratschläge.
Der letzte Satz brachte
Thoma damals übrigens
eine saftige Busse ein.