Mittwoch, 22. April 2015

James Bond - Live and let die



"Live and let die" ist der zweite
 James-Bond-Roman und
 wurde 1954 veröffentlicht. Bond wird auf  
Buonaparte Ignace Gallia,
 genannt "Mr. Big", angesetzt, 
den farbigen Herrn der Harlems Unterwelt.
Mr. Big  verdankt seinen
Uebernamen auch der Tatsache, 
dass er ein "riesigen Neger" ist, zumindest 
war das noch so, als der
 Roman das erste Mal in 
deutscher Sprache erschien.




Heute ist wohl  ein
 "hünenhafter Afroamerikaner"
aus ihm geworden.

Nach grossen Athleten und
Akademikern bringe die „Negerrasse“,
nun auch noch grosse Verbrecher hervor,
 meint Fleming, und
achtet sorgfältig darauf,
Mr. Big mit mindestens
 ebenso viel theatralischem
Nimbus und Charisma auszustatten,
wie er seinen anderen grossen
 “Villains” angedeihen lässt.





Zu Mr. Flemings Verteidigung
 sei  darauf hingewiesen,
dass der Begriff "Negro" ...




... in den USA bis zur
Bürgerrechtsbewegung
 Mitte der 1960er Jahre
 auch als Eigenbezeichnung der
afroamerikanischen Be
völkerung gebräuchlich
 und  weit verbreitet war.





Die Rassendiskriminierung
 gegenüber der schwarzen
 Bevölkerung hatte damals
ganz andere Dimensionen.






Im Jahr nach dem Erscheinen von Flemings Buch,
 am 1. Dezember 1955 wurde Rosa Louise Parks
( 4. Februar 1913  -  24. Oktober 2005 )
in Montgomery, Alabama verhaftet, weil
 sie sich weigerte, ihren Bussitzplatz
 für einen weissen Fahrgast zu räumen.
Sie löste damit den Montgomery Bus Boycott aus,
der als Beginn der amerikanischen
 Bürgerrechtsbewegung gilt.






In Afrika geboren und auf
Haiti aufgewachsen, macht sich
Mr. Big  die schwarze
 Bevölkerung der USA mit  
Terror und Voodoo Magie gefügig 
und ist obendrein noch
 Agent der russischen  Geheimdienstabteilung 
Smert Spionam   "SMERSH" in den USA.


1973 wurde die Geschichte  verfilmt. 
erstmals mit  mit
Roger Moore als James Bond.





Er trat ein schweres Erbe an.
In den Augen der Zuschauer
 war Sean Connery
identisch mit Bond.






Eine gigantische Vermarktungsstrategie
hatte weltweit
Mr. Connery und James
Bond eins werden lassen.





Bei George Lazenby hatte das damalige
Publikum einen Wechsel
weitgehend nicht goutiert.






Nun, Moore schaffte es, James Bond einen
neuen Look zu verpassen,  den des 
smarten, (selbst)ironischen Helden,
der beim Publikum offenbar ankam. 
Mich konnte er nie so ganz begeistern.

In seiner Rolle als "Simon Templar"
war  Moore meiner Meinung nach oft näher
an Flemings James Bond, als
 später in den eigentlichen Filmen.


Die Geschichte wurde ebenso
weitestgehend verändert.
Die Zeiten hatten sich geändert und so 
wurde jeglicher Bezug zur Sowjetunion 
 fallen gelassen. Der konspirative Handel 
mit Goldmünzen aus John 
Morgans Piratenschatz ebenfalls.




Während im Roman Mr. Big unsichtbares Netz
 noch die halbenVereinigten  Staaten
überzieht, - Dienstleute, Schuhputzer,
 Zugschaffner, Hotelpagen...
alle sind schwarz und unterstehen Mr. Bigs
Schreckensherrschaft,-  seine geflüsterten Befehle 
 erreichen jeden  dunkelhäutigen Bürger.
Von dieser lauernden Gefahr ist
im Film nichts zu verspüren.
Und das Harlem 1973 ist eben auch nicht 
mehr das Harlem von 1954.




Mr. Big wird zum Decknamen 
von Kananga, dem Herrscher des
 fiktiven Karibikstaates San Monique,




Erinnerungen an den 1971 verstorbenen
Präsidenten von Haiti Papa "Doc" Duvalier
und seine "tonton macoutes"
mögen da mitgespielt haben.
Kritiker warfen  und werfen Guy Hamilton, dem 
Regisseur ( wie schon zuvor
dem Autoren Ian Fleming)
vor, viele veraltete Vorurteile gegenüber 
Afroamerikanern aufgegriffen zu haben.
Leider wurde die Möglichkeit, 
durch den Bezug zu Duvalier. aus 
Mr. Big einen  zeit- und realitätsnäheren,
 ebenso  dämonischen wie politisch korrupten
 Schurken zu machen, verschenkt.
Aber vielleicht wollte man auch 
gar keinen Realitätsbezug schaffen.





Vielleicht war es 1973, zur Zeit,
der Bürgerrechtsbewegungen in den USA,
ganz grundsätzlich keine gute Idee, einen 
Schwarzen zum Bösewicht zu machen.
Jedenfalls gab Yaphet Kotto in meinen
Augen den bislang "blassesten"
 aller Bond Bösewichte ab.
Trotz seiner Körpergrösse
von 6.6 Fuss erschien er mir nicht "big".
Er wirkte einfach zu nett.

Nicht ein Hauch von Dr. Julius No.
Rosa Klebb oder Goldfinger.




Auch sein Gehilfe Tee Hee (Julius W.Harris)
mit der Kneifzange
als Handersatz flösste keine Furcht ein.
Der Arm war einfach zu offensichtlich "zu lang"




Und auch Baron Samedi
(Geoffrey Holder) kaspert mehr herum, als 
dass er so richtig Angst und Schrecken  
des Voodoozauberers
zu verbreiten vermochte. 
Papa “Doc” Duvalier  behauptete  bekanntlich,
dass er Baron Samedi persönlich sei, ein auf 
Friedhöfen lebender Loa (Voodoo-Geist).
 Im Film wird der Voodoobezug 
völlig "verschenkt".
Es entsteht nie und nirgends ein alptraumhaftes 
Klima einer ständigen präsenten, okkulten Gefahr. 

 Nichts von Beklemmung, 
nichts von unterschwelliger Bedrohung.
Als hätte es nie eine Gruseltradition 
von Hammer oder Amicus
im Vereinigten Königreich gegeben.

Alles wirkt eher wie ein bunter Karnevalsumzug.




Gloria Gendry stellte das erste farbige Bond Girl,
die CIA Agentin Rosie Carver dar,
die sich als Doppelagentin herausstellt.
Man hätte ihr etwas mehr Raum lassen können. 
Im damaligen Apartheidsregime von Südafrika wurden
alle Liebesszenen mit ihr geschnitten.
Bei einer tragenderen Rolle wäre das
nur schlecht möglich gewesen.




Jane Seymour als Wahrsagerin"Solitaire" ...




... war das zweite Bond Girl. Wegen Bond verliert sie ihre
 Jungfräulichkeit und damit ihre seherische Gabe .




Auch Solitaire war ansonsten leider 
 eine eher farblose und schwache Figur.





Das Tarotdeck wurde von Fergus Hall 
eigens für den Film entworfen 
und  ist heute noch als„Das Hexentarot“erhältlich.

"Q" fehlte ebenfalls und so hielten sich die Geheimwaffen
in beschränktem Rahmen.
Die obligate "Rolex" blieb uns aber erhalten.





Dafür blieb Clifton James als engstirniger,
hinterwäldlerischer "Redneck" - Sheriff
J.W. Pepper im Gedächtnis haften,
(ein Klischee, an dem sich niemand störte) ...




... ebenso wie die Motorbootjagd durch
die Everglades.

Das Titelstück 
 wurde von Linda und
 Paul McCartney geschrieben 
und war der erste Titelsong
eines James-Bond-Films,
 der für den Oscar nominiert wurde.
Nun, auch hier gab es
vorher schon bessere Songs.
Ja, wie man sieht,
meine Begeisterung für den
 Film hält sich nach wie vor
in Grenzen.