Samstag, 31. Dezember 2016

Winnetou 2016 - Teil 2




Um den Streit, ob die
neuen Hauptdarsteller
den Alten das Wasser reichen können, 
will ich mich nicht gross einmischen.
Pierre Brice und Lex Barker
sind zu Ikonen geworden und haben
ein halbes Jahrhundert
Filmgeschichte geschrieben.




Allein schon  dazu,
dagegen anzutreten
gehört Mut.





Winnetou durchlief auch in den Büchern
Karl Mays eine ziemliche Wandlung,
angefangen von seinem
ersten Auftritt, bis hin zu der
fast mythsichen  Ueberhöhung im
Sptätwerk.

Nik Xhelilaj stammt aus dem
Land der Skipetaren 
und hat den selben Vorteil,
wie damals Pierre Brice,
nämlich Karl May nicht zu kennen.

Somit hat er die Chance Winnetou
 unvoreingenommen
und auch anders darzustellen,
als Pierre Brice es tat.

Ob das Publikum das akzeptiert,
ist eine andere Frage.
Ich finde, er hat seine
Sacheganz gut gemacht.


Regisseur Harald  Reinl's Rat,
Pierre Brice möge weiterhin
nur stolz zu blicken,  schweigen
und eine edle Haltung  bewahren
dürfte immer noch seine Gültigkeit haben.





Es darf nicht vergessen werden,
dass offenbar auch 
kein Remake der Filme aus
 den 1960er Jahren, sondern
eine Neuinterpretation  des
Stoffes angestrebt wurde.

Meine Kritik richtet sich 
eher an die massiven
 Abweichungen
 der Drehbücher, wie
 der Figurenzeichnung
von der Originalvorlage,
wogegen auch der Karl May 
Verlag Klage erhoben hat.
Schmerzhaft vermisst
man die "Werktreue"
der einstigen ZDF Vierteiler
zur Adventszeit.




Dass Wotan Wilke Möhring
als Karl May himself  darstellte,...




... fand ich, trotz des 
beträchtlichen Grössen-
unterschieds von 
22 Centimetern zwischen 
den Beiden einen durchaus 
reizvollen Einfall.
Zudem Möhring eine
 gewisse Ähnlichkeit
mit May 
nicht abzusprechen ist.





May hatte seine Geschichten ja in 
Ich Form geschrieben und
mehrfach die
 Behauptung aufgestellt,
 seine beschriebenen
 Abenteuer selbst
erlebt zu haben und dies
 anhand mehrerer 
Fotos auch "dokumentiert”.

Vielleicht hätte man konsequenter
auf dieser Schiene
weiter fahren sollen,
um aus Möhring wirklich einen
eigenständigen Old Shatterhand
zu machen?

Mit Mays Original Winnetou 1
wäre dies jedenfalls
kompatibel gewesen
und ich sehe nach wie vor keinen 
triftigen Grund, warum man von dieser
gradlinigen und bewährten 
Vorlage derart  abweichen musste.
Die Vorlage hätte für eine mehrteilige
TV Serie gereicht, die langsam den
Wandel vom Greenhorn zur Schmetterhand
nachvollzieht.





Wie das gehen soll,
hat Comiczeichner Helmut Nickel 
bereits 1960 vorgemacht.

Und die Drehbuchautoren
Jan Berger und Alexander M. Rümelin sind
doch bewährte Serienautoren?
Warum also nicht?

Dass die beiden angehenden Blutsbrüder
 im Film die 
Pferde “Hatatitla” (Blitz)
 und “Itschi” (Wind)
zusammen einfangen, (wenn auch
 auf ziemlich stümperhafte Art
und Weise )
und ein Rappe für gewöhnlich 
mit schwarzem Fell, Mähne und
Schweif versehen ist, darüber kann
 ich noch hinwegsehen.
Die beiden Pferde werden in
der Winnetou - Romantrilogie 
nicht namentlich erwähnt,
sondern in andern Geschichten
(Old Surehand) beschrieben.





Dass allerdings der von May genauestens
 beschriebene Erwerb des
Henrystutzens völlig umgeschrieben
 wurde, dass auch Winnetous 
“Silberbüchse” auf völlig anderem, als 
auf dem von May beschriebenen Wege,
in den Besitz des Apatschen gelangte,
 empfinde ich hingegen als störend .




Old Shatterhands "Zaubergewehr",
das seine Gegner so oft  in Angst 
und Schrecken versetzt,
 wird ohne plausiblen Grund
völlig "entmythologisiert".
und der eh schon unklaren Sachlage 
um was für ein Gewehr es sich denn 
handle, ein weiterer, verwirrender
Aspekt hinzugefügt.
Der Disput  um das vom  berühmten
 Mechanicus Henry in St. Louis 
construirte  25 schüssige Repetirgewehr, 
wäre der ideale Ort
gewesen um so manche im Film
 anklingende  und wohl auch angestrebte
und oft allzu plump
 aufgetragene Zivilisationskritik
an die Zuschauer zu bringen.
May prüft die Waffe, erklärte sie
 für ein Unicum, machte aber darauf 
aufmerksam, dass, falls sie in vielen 
Exemplaren hergestellt und verkauft
 werde, eine rapide Ausrottung
 der Indianer und 
des Wildes die unausbleibliche Folge sei.

Nun, man mag einwenden, 
dass das alles "Kleinigkeiten" 
sind, aber es sind eben diese Dinge, die 
Mays Geschichte einzigartig
machen und für mich
wenigstens, unabdingbar zum
Karl May Kosmos gehören.

Es soll sich  um Verfilmungen
frei nach den Erzählungen
 Winnetou I, Der Schatz im
Silbersee und Winnetou III
handeln.

Wobei "frei"  meines Erachtens
nicht heisst, dass man
willkürlich tun und lassen
kann, was man will und mehr oder minder
 willkürlich, Versatzstücke
 aneinanderhängt.


Die Schauspieler machen ihre
Sache durchwegs ordentlich.



Leider vergisst man bald beinahe,
woher "Old Shatterhand"
seinen "nom de Guerre"
hat.
 Die "Schmetterfaust" wird in  Möhrings
Darstellung immer mehr zum
predigenden Moralapostel und Besserwisser,
ein Charakterzug, der zwar schon in
der May'schen Originalvorlage nervte,
hier aber fast ganz die Oberhand gewinnt.
Ständig belehrt er  und
versucht Rot und Weiss
zu seinen Ansichten zu bekehren
und  vergisst darob ganz, dass er ja
ein Westmann ersten Ranges sein sollte.
Dafür  tappt er ahnungslos
 in jede noch so
offensichtliche Falle.




 Da denkt man dann doch etwas wehmütig
an Lex Barker zurück.




 Milan Peschel als der skalpierte
 Mentor von Old Shatterhand, Sam Hawkens ...





... tritt recht erfolgreich
in die sehr grossen Fussabdrücke,
 die einst Ralf Wolters
in dieser Rolle hinterlassen  hat.
An Sam Hawkens Figur
wurde schon bei den Romanbearbeitungen
da und dort herumgeschnipselt.
Ein gewisser Interpretationsspielraum
 ist hier also gegeben, ...




... (fast bis hin zu Sans Ear , dessen Mütze
er geklaut zu haben scheint ) wobei ich glaube,
dass Peschel mehr aus der Rolle hätte
herausholen können, wenn denn
 die Drehbuchautoren mehr
Gewicht  und Sorgfalt darauf gelegt hätten.




Jürgen Vogel erinnert als
 als raubeiniger Schurke
Rattler bisweilen an den
  seligen Klaus Kinski.
als David "Luke" Lucas
in Winnetou 2 (1964)

Eine etwas bessere Perücke
hätte ich ihm aber gegönnt.

Leider wird der interessant angelegte Figur
zu wenig Zeit und Platz gelassen,
sie bleibt blosse Charge.




Iazua Larios übernahm
 die Rolle von Winnetous
Schwester Nscho-tschi und ist damit
die Nachfolgerin von Marie Versini,
die damals nicht viel mehr, als
schmückendes Beigemüse darstellen durfte.
Dass Larios allerdings mit der Rolle der
Stammesschamanin  etwas
überfordert schien, hängt wohl auch von der
Rollenbeschreibung des Drehbuchs ab.
Ihr unnötiger und  äusserst misslicher Sturz
in die Klapperschlangengrube
kennt man doch  schon von
 Mattie Ross aus "True Grit".

Marie Versini hat nochmals einen kurzen
Gastauftritt in der Eisenbahn.
Auch sonst fehlen die Referenzen an die
1960er Verfilmungen und auch
 die DDR Western nicht.




 Gojko Mitic, altgedienter DDR Indianer
 mimt Winnetous Vater Intschu-tschuna
was er bereits  2013 in Bad
Segeberg eingeübt hatte.

Auch hier wird die Rolle
unverständlicherweise
zusammengeschnitten
und der Zweikampf mit
Old Shatterhand fehlt.




 Mario Adorf, dem “Santer” von 1963
 wird Gelegenheit gegeben,
 noch einmal in einer
ähnlichen Rolle aufzutreten.

Mit dieser Schauspielergarde hätte
man mehr aus der Verfilmung
herausholen können.




Auch Fahri Yardim hätte ich eine
bessere Rolle gewünscht,...
warum eben nicht
Cornel Brinkley, sondern
dieser depperte
Es Mas Loco?

Wo man besser in
gewöhnliche Stuntarbeit
gesetzt hätte,
vor allem bei den Kampfszenen,
"rettet"man sich
in "Special Effects".





Warum für teures Geld diese aufwändige
Sprengung der Eisenbahnbrücke, die man
 eben erst in "The Lone Ranger"
(und erst noch viel grösser) gesehen hat?

Warum das unnötig
brutale Gemetzel mit
der Revolverkanone?

Dinge, die so bei May nicht
vorkommen.

Wie sagte damals doch Pierre Brice
zu Bully Herbigs “Der Schuh des Manitu”

 „Ich vermisse Respekt“.





Martin Böttchers
hervorragender Filmmusik
wurde ebenfalls
- zu Recht - Tribut gezollt,
wobei die Neueinspielung bei
weitem nicht die Qualität des
Originals erreicht.

Freitag, 30. Dezember 2016

Winnetou 2016 - Die Neuverfilmungen - Teil 1




Nun habe ich sie also gesehen, 
die mit Spannung erwartete und von 
düsteren Vorahnungen begleitete 
3 - teilige  RTL Karl May 
Neuverfilmung.
Ich habe mir Mühe gegeben, sie 
unvoreingenommen durch die  Augen 
meines damals ( bei der Erstverfilmung)
dreizehn jährigen Ichs anzuschauen,
 was mir aber nur bedingt gelungen ist.




Die 54 Jahre währende 
Dauerindoktrinierung 
durch das Team Barker/Brice
lässt sich nicht so ohne weiteres
 aus dem Gedächtnis löschen.

Nun, wo soll man anfangen?
Bei der fehlenden Werktreue
des Dreiteilers?




Karl May selbst werkelte an 
seinen Texten bekanntlich 
verschiedentlich selbst 
herum, schrieb sie um 
und stellte sie neu zusammen. 
Im Zusammenhang mit 
den Karl May Sammelbildern
von Carl Lindeberg und Anderen,
bin ich auf diese 
oft verwirrende Tatsache 
da und dort näher  eingegangen.
Die verschiedenen Verleger
und Herausgeber taten ihr
 Uebriges und gingen oft 
bedenklich bedenkenlos 
mit Mays Werk um.

Auch die May Verfilmungen 
 der 1960er Jahre 
hielten den Ansprüchen  auf 
“Werktreue” nur sehr  bedingt stand
und durften bestenfalls in Anspruch 
nehmen, nach “Motiven von Karl May”
 gedreht worden zu sein.
Das wurde damals schon bemängelt
 und je nach Standpunkt verurteilt,
in Kauf genommen 
oder eben gutgeheissen.




So wurde damals,
wohl aus Kostengründen
 auf die ganze Vorgeschichte
auf dem Flussdampfer
"Dog Fish"verzichtet.




Ebenso wurden Figuren wie Old Firehand ...





...  und Tante Droll weggelassen,




Fred Engel und Ellen Patterson sind
 im Buch Kinder,  werden im Film jedoch mit 
Götz George und Karin Dor  als 
Erwachsene dargestellt. 
Und so manches mehr.
Trotzdem wurde ein m.E.
"stimmiger, eigenständiger,
.in sich geschlossener
Karl May Film daraus
der weit über die anderen,
 schnell heruntergekurbelten
"Krautwestern" hinausragte und
wohl nicht ganz unbeteiligt
war, an der Entstehung
der italienischen "Spaghettiwestern"






Von Film zu Film liess die Nähe und der
 Bezug zu den Originalgeschichten jedoch  nach.

Aber zumindest gewisse Eckwerte des
 Karl May Kosmos  blieben bestehen.





In “Das 
Geheimnis des Silbersees”  von 2016
bleibt von der May’schen Vorlage, wie auch von
der Adaption von 1962 nur gerade noch
 der Name  des Sees übrig. 




Aus Cornel Brinkley, (Herbert Lom)
dem Anführer der Raffters, -
oder Tramps. wie sie in der
 Erstverfilmung hiessen,
wird ohne einsehbaren Grund
 ein mexikanischer Bandit
"Es Mas Loco",
der eher Will Henry's
als den Romanen  Karl May's
 entsprungen ist.




Im Winnetoufilm der 1960er 
Jahre wurden
zwar die Figuren von...




“Rattler” und




 “Santer
 zusammen verschmolzen,...






... aber immerhin Tangua, 
Klekih -Petra und Intschu-Tschuna
 entsprachen May's Vorlage
durften einigermassen so agieren,
wie sie es auch in May’s Geschichte tun.




Die  neue  Winnetougeschichte lässt fast 
alle wichtigen Stationen aus, wie aus dem
Greenhorn” der Westmann 
“Old Shatterhand” wird.





Stellt man die  Neuverfilmung von 2016  den 
Textvorlagen Mays entgegen, findet man zwar
Spuren seiner zentralen Motive, aber sie sind
entstellt,  oft völlig ohne
Not und erkennbaren Grund,
aus dem Zusammenhang gerissen,
in die May sie damals gestellt hatte.




Vergleicht man sie mit
den ersten Filmen
der 1960er Jahre so vermisst man deren
erfrischende Naivität  und die
Geradlinigkeit der Erzählweise
die aus einem  (Knaben)abenteuer aus
einer nicht umzubringenden Romanwelt
versuchten,
einen atmosphärisch  dichten‚
“deutschen Western”
nach Karl May,  zu kreieren.

Wie dem auch sei.
Der Name 
Winnetou bewegt immer noch
die Gemüter. Über 5 Millionen 
Zuschauer sollen sich
den Auftakt der RTL Trilogie 
zu Gemüte geführt haben,
wobei die Meinungen auseinandergehen.


Donnerstag, 29. Dezember 2016

Professor Moriarty - historische Vorbilder




Der  in meiner Geschichte
angedeutete Zusammenhang 
zwischen Professor Moriarty und
Robert Louis Stevensons
geht auf den Edinburgher
 Meisterverbrecher
Deacon William Brodie zurück.




Tagsüber hochgeachteter Bürger,
schlüpfte Brodie des Nachts in
die Rolle des Verbrechers.
Der in Doyles Geburtsstadt
                                                                  Edinburgh  legendäre 
William Brodie,
gilt als mögliche Vorlage für
Doyle's Genie des Verbrechens,
wie eben auch für
Stevensons Jekyll and Hyde.







Als weiteres Vorbild
 für Conan Doyles
Meisterverbrecher
Professor Moriarty 
wird von manchen auch 
der Deutschamerikaner ...




... Adam Worth vermutet,
 der vom Scotland Yard 
Inspector Robert Anderson
als „the Napoleon of 
the criminal world“
bezeichnet wurde.




Auch der Engländer Jonathan Wild
1683 -1725, den
Doyle in "The Valley of Fear"
als Moriarty des 18. Jahrhunderts
bezeichnet, ist in die
Reihe der Vorbilder einzugliedern.