Sonntag, 10. Februar 2013

Ipcress – streng geheim (The Ipcress File)





Mitte der 1960'er Jahre tauchten,
sozusagen als Antipoden zum 
glamourösen  James Bond
und seinen aberdutzend Nachahmern,
 auch mehrere "realistischere"
Agenten  in Roman und Film auf.





Nebst John Le Carré's  
"Spion der aus der Kälte kam"
war es vor allem der im Buch namenlose,
im Film Harry Palmer genannte
Agent, der von Michael Caine dargestellt wurde. 





Palmer ist ein Kind des “Kalten Krieges”.
Es geht um Gehirnwäsche,
verschwundene Atomphysiker,
Doppelagenten und Verrat und stellt
das Geheimdienstdasein als schäbige, schmierige
und schmutzige Sache dar.




Das erfundene Akronym „Ipcress“ steht laut Wikipedia,
für „Induction of Psychoneuroses 
by Conditioned Reflex Under Stress“
 (etwa: „Auslösung von Psychoneurosen 
durch konditionierten Reflex unter Stress“)
und spielt auf die Psychoexperimente
des Psychiaters Dr. D. Ewen Cameron an.




Die Vorlage stammte von Len Deighton, der
 nach Erfahrungen in einer Reihe von
Berufen, (Kellner, 
stellvertretender Konditoreichef in der 
Royal Festival Hall, Fabrikmanager, 
Lehrer, Illustrator, 
Nachrichtenfotograf, Leiter einer Werbeagentur,
 Steward der BOAC, ) zur Schriftstellerei gefunden hatte.

Im Film bewusst als Antiheld aufgebaut, mit grosser Hornbrille,
Hobbykoch ...



(Deighton schrieb auch Kochrezepte 
und ein Kochbuch...)
...und Liebhaber von klassischer Musik, 
wirkt die Figur Harry Palmer, nur dank Michael Caine's
lakonischer Darstellung
nicht allzu aufgesetzt.
Die Kritik war allgemein begeistert und fand eine Reihe
ziemlich dümmlicher  Bezeichnungen,
wie „aufmüpfiger Spion aus der Arbeiterklasse“
oder
 „Goldfinger des denkenden Mannes“.
Trotzdem, der Film war und ist, dank gutem Plot,...





...guten Darstellern und
interessanter Kameraführung, auch heute
noch sehenswert.


Nebst Produzent Harry Saltzman hatten der
Cutter Peter R. Hunt, der Komponist John Barry und 
Produktionsdesigner Ken Adam bereits an den  Bond-Filmen 
mitgearbeitet.

Für Michael Caine war es der Durchbruch,
er spielte Harry Palmer noch in 
zwei weiteren Filmen und belebte die Figur
in den Neunzigern  wieder. 
The Palmer Files  ( Bullet to Beijing, 1995) und 
 ( Midnight in St. Petersburg,1996)



 In dem 1966 erschienen Heyne
Taschenbuch "Nur für Bond Freunde"
 ist eine kurze Begegnung zwischen Mr. Fleming
und Mr. Deighton geschildert,
die zeigt,
dass die beiden Verfasser ebenso
in jeweils ganz anderen Welten
lebten, wie ihre Helden.