Paul Hey
Das tapfere Schneiderlein
war eines meiner Lieblingsmärchen.
Wohl nicht zuletzt, weil es zur Zeit meiner Kindheit
gerade zwei hervorragend illustrierte Bilderbücher dazu gab.
Eines von dem bekannten
Schweizer Grafiker Herbert Leupin...
Das Andere, mein absoluter Favorit stammte
ebenfalls von einem Basler Künstler...
...Heiri Strub.
Bevorzugte Bildmotive sind wohl die Episode mit dem
berühmten "Sieben auf einen Streich"
In der Märchenfassung wird
der Schneider deswegen, zu Unrecht, wie ich finde,
als Grossmaul und Prahlhans dargestellt.
„Das „tapfere Schneiderlein“ gehört zu den
nicht seltenen Figuren, wie einem
Schweinehirten, einem abgedankten
Soldaten oder einem, der auszog, das Fürchten
zu lernen, immer also jemand ‚von weit weg‘,
der eine Königstochter
erringt und den Vater beerbt
(„das halbe Reich“ bekommt oder dgl.).
Es geht hier um die Geschichte einer
matrilinearen Erbfolge,
wo die Krone über die Töchter vererbt wird
und nicht an die Söhne geht, sondern an
die Töchtergatten. Die Söhne müssen
also ausziehen und ihr Glück anderswo versuchen.
Wandert die Geschichte in eine patrilineare
Gesellschaft weiter, so brauchte
man dort eine starke Erklärung, um
diesen Erfolg zu verstehen.
Bei "Das tapferen Schneiderlein" ist es
die ausnehmende List und
Dreistheit der Titelfigur.“
(Wikipedia)
Das Märchen zieht also möglicherweise
ältere, nicht mehr verstandene
Motive ins schwankhaft Lächerliche.
Der Schneider wird durch spätere Ueberlagerungen
und Umdeutungen des Stoffes zum
kleinbürgerlichen Emporkömmling,
der in den Adelsstand einheiraten will.
Vielleicht lässt sich die Reise unseres
Märchenhelden aber auch
als schamanisch verstehen.
Vielleicht verbirgt sich aber hinter
der Figur des Schneiders
ursprünglich eine ganz andere Gestalt.
Die eines
Zauberers, der sein "Schamanenkostum"
schneidert.
Im Handwerkzeug des Schneiders
verstecken sich vielleicht weitere Hinweise
in dieser Richtung?
Die Gliedpuppe als Darstellung des noch
unbelebten Zweitkörpers?
Hier ist es allerdings
kein Zaubermantel, sondern ein "Zaubergürtel"
der ihm den Aufbruch in die Zauberwelt der Riesen,
wilden Eber, Einhörner und der schöner Prinzessin
ermöglicht.
So gibt es (vage) Hinweise, dass mit dem "Mus"
das das Schneiderlein auf sein Butterbrot schmiert,
durchaus auch ein halluzinogenes
Süpplein oder Breilein gemeint sein
könnte,...
... weil der Term Fliege
historisch mit dem "Wahnsinn" verbunden sein soll,
den der Fliegenpilzrausch auslösen kann.
(Fliegenpilz, Mückenschwamm, Mückenpfeffer,
Fliegenschwamm, Fliegenteufel, Narrenschwamm)
Wahnvorstellungen, wie sie aber auch beim
unkontrollierten Aufstieg der Kundalini
durch die sieben Chakras
(Sieben auf einen Streich)
auftreten können.
Man denke an die Ähnlichkeit des Schneidersitzes mit
der Sukhasana genannten Meditationshaltung.
Ewald Rumpf
Lebensgroße Figur in gebranntem und bemaltem Ton.
Auf dem Wanderweg von Reisfeld
zum Stückhof im Knüllwald.
Ebenso können Verwirrungszustände
und Fehlinterpretation
bei der Ablösung des
Astralkörpers vom physischen Leib auftreten.
Dadurch dass der
Schneider diese "Wahnvorstellungen"
bewältigt, steht ihm der Weg ins jenseitige
Zauberreich offen.
Bei den meisten Illustratoren scheinen
berühmten "Sieben auf einen Streich"
In der Märchenfassung wird
der Schneider deswegen, zu Unrecht, wie ich finde,
als Grossmaul und Prahlhans dargestellt.
„Das „tapfere Schneiderlein“ gehört zu den
nicht seltenen Figuren, wie einem
Schweinehirten, einem abgedankten
Soldaten oder einem, der auszog, das Fürchten
zu lernen, immer also jemand ‚von weit weg‘,
der eine Königstochter
erringt und den Vater beerbt
(„das halbe Reich“ bekommt oder dgl.).
Es geht hier um die Geschichte einer
matrilinearen Erbfolge,
wo die Krone über die Töchter vererbt wird
und nicht an die Söhne geht, sondern an
die Töchtergatten. Die Söhne müssen
also ausziehen und ihr Glück anderswo versuchen.
Wandert die Geschichte in eine patrilineare
Gesellschaft weiter, so brauchte
man dort eine starke Erklärung, um
diesen Erfolg zu verstehen.
Bei "Das tapferen Schneiderlein" ist es
die ausnehmende List und
Dreistheit der Titelfigur.“
(Wikipedia)
ältere, nicht mehr verstandene
Motive ins schwankhaft Lächerliche.
Der Schneider wird durch spätere Ueberlagerungen
und Umdeutungen des Stoffes zum
kleinbürgerlichen Emporkömmling,
der in den Adelsstand einheiraten will.
Vielleicht lässt sich die Reise unseres
Märchenhelden aber auch
als schamanisch verstehen.
Vielleicht verbirgt sich aber hinter
der Figur des Schneiders
ursprünglich eine ganz andere Gestalt.
Die eines
Zauberers, der sein "Schamanenkostum"
schneidert.
Im Handwerkzeug des Schneiders
verstecken sich vielleicht weitere Hinweise
in dieser Richtung?
Die Gliedpuppe als Darstellung des noch
unbelebten Zweitkörpers?
Hier ist es allerdings
kein Zaubermantel, sondern ein "Zaubergürtel"
der ihm den Aufbruch in die Zauberwelt der Riesen,
wilden Eber, Einhörner und der schöner Prinzessin
ermöglicht.
So gibt es (vage) Hinweise, dass mit dem "Mus"
das das Schneiderlein auf sein Butterbrot schmiert,
durchaus auch ein halluzinogenes
Süpplein oder Breilein gemeint sein
könnte,...
... weil der Term Fliege
historisch mit dem "Wahnsinn" verbunden sein soll,
den der Fliegenpilzrausch auslösen kann.
(Fliegenpilz, Mückenschwamm, Mückenpfeffer,
Fliegenschwamm, Fliegenteufel, Narrenschwamm)
Wahnvorstellungen, wie sie aber auch beim
unkontrollierten Aufstieg der Kundalini
durch die sieben Chakras
(Sieben auf einen Streich)
auftreten können.
Man denke an die Ähnlichkeit des Schneidersitzes mit
der Sukhasana genannten Meditationshaltung.
Ewald Rumpf
Lebensgroße Figur in gebranntem und bemaltem Ton.
Auf dem Wanderweg von Reisfeld
zum Stückhof im Knüllwald.
Ebenso können Verwirrungszustände
und Fehlinterpretation
bei der Ablösung des
Astralkörpers vom physischen Leib auftreten.
Dadurch dass der
Schneider diese "Wahnvorstellungen"
bewältigt, steht ihm der Weg ins jenseitige
Zauberreich offen.
Bei den meisten Illustratoren scheinen
die Auseinandersetzungen des Schneiders
mit dem bzw den Riesen besonders beliebt zu sein.
Hier in Versionen von ...
... Charles Folkard...
...Arthur Rackham...
...Alexander Zick...
... Gustav Tenggren...
G.Hinke
Paul Hey
Eugen Osswald
... wie auch die Ueberlistung des Ebers
immer wieder beliebte Motive boten.
Nach erfolgreichem Bestehen, dieser
Aufgaben, die man als Initiaonsprüfung
oder Heiratsaufgaben auffassen kann,
bekommt das Schneiderlein die Prinzessin
zur Frau, die darob allerdings
wenig angetan scheint.
Was hier als hochnäsige Ablehnung eines
Gemahls aus niedererem Stande dargestellt wird,
könnte auch ursprünglich die letzte und
entscheidende Heiratsprobe sein.
Die Schlafprobe.
Otto Kubel
Damit erfolgt diejenige Szene, die meine
oben entworfene, flüchtige Skizze
zu möglichen schamanistischen Bezügen
zu stützen scheint.
“Nach einiger Zeit hörte die junge Königin
in der Nacht, wie ihr Gemahl im Traume
sprach: "Junge, mach mir den Wams und
flick mir die Hosen, oder ich will dir die
Elle über die Ohren schlagen." Da merkte
sie, in welcher Gasse der junge Herr geboren war...“
Das "Sprechen im Schlaf"
ist mehr als sinnloses Traumgeplapper.
Es könnte ein Hinweis auf seine"paradoxe" Fähigkeit
des "Hellschlafs" des "Schlafwachens" sein.
Die letzte Prüfung, ob er tatsächlich
zum Prinzgemahl geeignet ist.
"In vielen Märchen ist der Übergang von der Alltags-
zur Märchenebene (der Anderwelt) als Einschlafen
und Wiedererwachen beschrieben, etwa in "Der Trommler",
in dem auch sonst von verschiedenen Besonderheiten
des ausserkörperlichen Zustandes erzählt wird.
Oft wird das Gelingen einer zu erfüllenden Aufgabe
oder das Erlangen einer Erkenntnis vom Wachbleiben
abhängig gemacht, und gefordert, daß die
Ich-Bewußtseinskontinuität erhalten bleibt.
Z. B. in "Die Wichtelmänner":
Die Frau des Schusters
"steckte ein Licht an: darauf verbargen sie sich
in den Stubenecken, hinter den Kleidern, die
da aufgehängt waren, und gaben acht."
Oder in "Der goldene Vogel": "Der Jüngling legte
sich also unter den Baum, wachte und liess den
Schlaf nicht Herr werden."
Heino Gehrts hat mehrfach auf die besondere
Natur des Märchenschlafes hervorgehoben
und den hypnoiden oder somnambulischen
Charakter der dort geschlafenen Schläfe
nachgewiesen.
Erkenntnisse, die zurück in die Zeit
des animalischen Magnetismus und
weiter zurück in den Erlebnisbereich
schamanistischer Seelenreisen reichen.
So also bleibt das Schneiderlein wach und
vereitelt die Pläne von König und Prinzessin,
ihn zu binden und mit einem Schiff in
ein fernes Land zu verfrachten.
"Er war hüben wie drüben ein lebendiger Mensch"
wie es in Gustav Meyrinks Roman
"Das Grüne Gesicht" heisst.
G.Hinke
"Dem Ding will ich einen Riegel vorschieben"
sagte das Schneiderlein. Abends legte es sich
zu gewöhnlicher Zeit mit seiner Frau zu Bett.
Als sie glaubte, er sei eingeschlafen, stand
sie auf, öffnete die Tür und legte sich wieder.
Das Schneiderlein, das sich nur stellte,
als wenn es schliefe, fing an mit heller
Stimme zu rufen: "Junge, mach mir den
Wams und flick mir die Hosen, oder ich
will dir die Elle über die Ohren schlagen!
Ich habe siebene mit einem Streich getroffen,
zwei Riesen getötet, ein Einhorn fortgeführt
und ein Wildschwein gefangen und sollte
mich vor denen fürchten, die
draussen vor der Kammer stehen!"