Mittwoch, 9. Juli 2014

Arnold von Winkelried


"Eidgenossen, ich will euch eine Gasse machen. 
 Sorgt für mein Weib und meine Kinder!"

Konrad Grob 1828 -1904
malte diese dramatische Szene
um den sagenhaften Nationalhelden
Arnold von Winkelried in der Schlacht von Sempach am 
9. Juli 1386.
An der Pariser Weltausstellung fiel das Bild zwar durch,
in seinem Heimatland fand es aber weite Verbreitung und wurde
immer und immer wieder abgedruckt.




Nun also:

"Lasst hören aus alter Zeit
von kühner Ahnen Heldenstreit,
von Speerwucht und wildem Schwertkampf,
von Schlachtstaub und heissem Blutdampf.
Wir singen heut' ein heilig Lied,
es gilt dem Helden Winkelried."

 Und wer könnte das besser als Meinrad Lienert.

So wurde es anno 1915 geschrieben und lange Jahre 
in den Schulbüchern weitergegeben. 




 Das 19. Jahrhundert  gedachte der Schlacht noch 
mit grossem Aufwand, wie etwa dieses
 Festalbum von Karl Jauslin zeigt.

Nach der geistigen Landesverteidigung und dem
Ende des Zweiten Weltkriegs und
des Kalten Krieges kamen Helden
durchwegs aus der Mode. 
Man demontierte, entmystifizierte
 und verbannte sie ins Reich der
Sagen und Legenden.

Winkelried wurde zuvor mit zwei Denkmälern geehrt.



Eines steht in Stans,...




 ... das Andere auf dem Schlachtfeld von Sempach.
Offenbar mag aber der Mythos Winkelried immer noch
zu polarisieren.
Die Schlachtfeier selbst geriet in 
Auseinandersetzungen zwischen links und rechts.
Die Präsenz der Rechtsextremen an der Schlachtgedenkfeier
wurde allgemein als störend und als dem
Gedenkanlass nicht würdig enpfunden.
 Nachdem die äussere Linke zu Gegendemonstrationen
 aufrief, wurde auch die Polizei
 zu einem unübersehbaren Teil der Feier.
 Und das ging ganz bös ans Portemonnaie. Mit 300'000
Franken kostete 2009 das Polizeiaufgebot
zehn Mal mehr als der Anlass selbst.






Der Kanton  Luzern sah sich gezwungen,
für die Schlachtfeier ein neues Konzept zu finden.
Der folkloristische Umzug mit historischen Kostümen wurde zu
einem Mittelalterfest ausgeweitet, was den offiziellen Anlass
 für Familien attraktiver machen soll  und
der Marsch auf das Schlachtfeld  wurde gestrichen.
Liebgewonnene, aus der offiziellen Gedenkfeier
 verbannte Traditionen wie der Hellebardenlauf
oder das Sempacherschiessen 
wurden auf andere Zeitpunkte verlegt.


Einmal mehr:
So ändern sich die Zeiten!


Das Sempacherlied wurde komponiert
von J. Wehrli 1794 - 1839
der Text stammte von
H. J. Boshard, 1811-1877

Lasst hören aus alter Zeit
Von kühner Ahnen Heldenstreit,
Von Speerwucht und wildem Schwertkampf,
Von Schlachtstaub und heissem Blutdampf!
Wir singen heut' ein heilig Lied;
Es gilt dem Helden Winkelried.

Bei Sempach der kleinen Stadt
Manch Ritter wohl gespottet hat.
Der Heertross zerstampft das Kornfeld;
Doch warnend ruft dort ein Kriegsheld:
"In kurzem bringt euch blutig roth
Ein Eidgenoss das Morgenbrot."

Man ziehet ins Schlachtgewühl
Zum heissen Kampf; der Tag war schwül.
Im Stahlkleid gar grausig furchtbar,
Stand Östreichs geübte Kriegsschaar..
Doch kühlt der Tod bald ihren Muth,
In unserm Land wallt Schweizerblut.
Sie stürzen mit freier Brust,
Im Herzen Muth uns Siegeslust,
Zum Kampfplatz, wo man in Schlachtwuth
Dumpf brüllend sich wälzt im Herzblut.
Es trotzt das Heer, die Noth wird gross,
Und man stirbt vom Speeresstoss.

"Erhaltet mir Weib und Kind,
Die eurer Hut empfohlen sind!"
Ruft Struthan, umfaßt mit Mannskraft,
Drückt nieder der langen Speerschaft,
Gräbt's in die weite Heldenbrust,
Mit Gott der Freiheit sich bewusst.

Und über die Leiche tritt
Das Heldenvolk in Sturmesschritt.
Der Schwertschlag erblitzet furchtbar,
Im Helmglanz erbleicht die Mordschaar;
Und ertönt von Berg zu Thal
Der freien Nachwelt Siegeshall.