Mittwoch, 21. Januar 2015

American Graffiti





“Where were you in ’62?”

 "American Graffiti" spielte an der Schnittstelle des
ausklingenden Rock‘n Roll
Zeitalters und des beginnenden
Beat Zeitalters.

Die Nackriegsgeneration, die "Baby- Boomers", kam
ins Teenageralter.


"Rock and roll's been going down
 hill ever since Buddy Holly died."




Kurz bevor der (weisse) anmerikanische Traum sich mit
der Ermordung Kennedys  und dem Vietnamkrieg zu einem
Alptraum zu wandeln begann.

Als der Film 1973 in die Kino’s kam, war die Welt, 
in der er spielte längst versunken und schien viel,
viel weiter zurück zu liegen als nur rund ein Jahrzehnt.




Zwischen 1963 und 1973 lagen Welten.
Der kometenhafte Aufstieg der Beatles
 und die Invasion des britischen Beats.
Der Vietnamkrieg, ...



... die Hippiebewegung,
die Studentenrevolten und vieles mehr.




American Graffiti war die Inszenierung des
 amerikanischen Traums und zugleich
der Abgesang auf die fünfziger Jahre und
 spiegelte ein wenig auch die Träume wider,
die man als Jugendlicher im weit 
entfernten Europa geträumt hatte.
Man hatte das Gefühl, durch den Film
 in eine weit zurückliegende, bereits der
Verklärung anheim
 fallenden Zeit zurückzukehren. 


Die USA waren damals noch 
Inberiff des “gelobten Landes” und
Rock’n Roll, amerikanische Fernsehserien
Filme , Comics und Bücher prägten auch
hierzulande die Kindheit und Jugendjahre mit.




Amerikanische Lebensart vom Kaugummi
bis zum Amischlitten durchtränkte 
auch  den helvetischen Alltag.




 Coca Cola Imperialismus wurde das von 
bösen Zungen genannt.





Die "Hotrods" von John  Milner (Paul Le Mat )
kannte man von "Kookie" aus "77 Sunset Strip"...





... und halbrecherische Autorennen aus
"Denn sie wissen nicht, was sie tun"
mit James Dean.





Halbstarke, wie die "Pharaohs" kannte man 
auch bei uns, ...



... und wenn auch alles
ein paar Nummern kleiner ausfiel, 
so konnte man doch
in "American Graffit" sich selbst ein 
Stückchen weit wiedererkennen.


George Lucas hatte mit Mühe und Not
 das Geld  (775.000 US-Dollar) zusammengekratzt 
um einen Film über seine Jugend in Modesto  CA zu drehen. 
Lucas wollte das Lebensgefühl der Teenager 
jener Zeit, den Schwebezustand zwischen Jugend 
und Erwachsenwerden auf eine
Nacht zusammengedrängt, einfangen.
Was ihm durchaus bravourös gelang.

Lucas verknüpfte vier parallele Handlungsstränge
 um seine vier Hauptfiguren:





Den Hotrod Fan John Milner (Paul Le Mat)





Terry "the Toad" Fields (Charles Martin Smith )




 Curt Henderson ( Richard Dreyfuss )
und
Steve Bolander ( der ehemalige Kinderstar
und spätere Regisseur Ron Howard)
Beide wollen die Stadt verlassen und ans College gehen.


Dazu eine sorgfältig ausgewählte
Besetzung bis in die kleinste Nebenrolle.





Für Harrison Ford als Falfa war es eine der ersten Rollen,
lange vor Han Solo und Indiana Jones.




Candy Clark als Debbie Dunham,



Cindy Williams als Laurie Henderson,
Curts Schwester und Steves Freundin ...






Mackenzie Phillips als
naseweise Carol Morrison...






Suzanne Somers als die geheimnisvolle
Blonde im T-Bird ...






... und Bo Hopkins als
Joe, der Anführer der
"Pharaohs".
Sie alle durchleben in dieser nacht Himmel und Hölle
des Teenagerlebens.


Ein wichtiges Bindeglied zwischen
 den vielen Einzelepisoden
des Films war die Musik.





"(We're Gonna) Rock Around the Clock"
von Bill Haley and the Comets
machte den Auftakt und stimmte vor der
 Kulisse von Mel's Drive Inn auf eine Welt
ein, die hauptsächlich  aus Mädchen.
 Autos und Rock'n Roll
zu bestehen schien.





Chrom und Neon bestimmten die Kulisse.
Angeblich wurden stärkere Lampen in
Autos und Strassenlaternen eingebaut.
um diesen Glitzereffekt zu verstärken.


American Graffiti war der erste
Film mit einem  Soundtrack der
 fast ausschliesslich aus
 Original-Rock'n'Roll-Aufnahmen bestand.
Das verlieh dem Film eine aussergewöhnliche Authentizität.
Nur die von der Filmband "Herbei and the Heartbeats"
live vorgetragenen Songs...




... wurden durch
"Flash Cadillac and the Coninental Kids"
gespielt





Eine weitere verbindende Rolle kam dem legendären
Disc Jockey "Wolfman Jack"
21. Januar 1938 - 1. Juli 1995 zu.
der zu jener Zeit tatsächlich
irgendwo, angeblich  "South of the Border",
wilde Musik sendete, und damit ausschliesslich
ein jugendliches Publikum als Zielgruppe
ansprach.


Durch das Autoradio war die Musik im Film allgegenwärtig
und brachte einen repräsentativen Querschnitt
durch die Highlights von Rock'n Roll und Doo Wop"





"16 Candles"   The Crests 1958
"Runaway"   Del Shannon 1961





  "Why Do Fools Fall in Love"   Frankie Lymon and the Teenagers 1956
    "That'll Be the Day"   Buddy Holly 1957



 

  "Fanny Mae"   Buster Brown 1959

Viele Lieder hatte man zwar noch im Ohr,
aber den Namen des Interpreten vergessen.
So mancher Titel tauchte durch den Film
wieder aus der Versenkung auf, erschien auch 
auf andern Compilations und und schaffte es nun
definitiv zum Klassiker.


  "At the Hop"   Flash Cadillac and the Continental Kids 1973





... im Original von Danny and the Juniors.
  "She's So Fine"   Flash Cadillac and; the Continental Kids 1973
      





"The Stroll"   The Diamonds 1957
einer der vielen Modetänze jener Jahre.

              "See You In September"   The Tempos 1959
    "Surfin' Safari"   The Beach Boys 1962
"(He's) The Great Imposter"   The Fleetwoods 1961
  "Almost Grown"   Chuck Berry 1959
"Smoke Gets in Your Eyes"   The Platters 1958





"Little Darlin'"   The Diamonds 1957
"Peppermint Twist"   Joey Dee and the Starlighters 1961





 
"Barbara Ann"   The Regents 1961
"The Book of Love"   The Monotones 1958
"Maybe Baby"   Buddy Holly 1957




  "Ya Ya"   Lee Dorsey 1961

"Ain't That a Shame" Fats Domino 1955 "Johnny B. Goode" Chuck Berry 1958 




"I Only Have Eyes for You" The Flamingos 1959 "Get a Job" The Silhouettes 1958 "To the Aisle" The Five Satins 1957



"Do You Wanna Dance?" Bobby Freeman 1958




"Party Doll" Buddy Knox 1957 "Come Go with Me" The Del-Vikings 1956  




"You're Sixteen - You're Beautiful (And You're Mine)"  
Johnny Burnette 1960 "Love Potion No. 9" The Clovers 1959 "Since I Don't Have You" The Skyliners 1958 


"Chantilly Lace" The Big Bopper 1958 "Teen Angel" Mark Dinning 1959  



"Crying in the Chapel" Sonny Till and the Orioles 1953  
bei uns eher in der Version von Elvis
oder als Coverversion in Deutsch
von Bobby Solo bekannt.




"A Thousand Miles Away" The Heartbeats 1957 "Heart and Soul" The Cleftones 1961 




"Green Onions" Booker T. and the M.G.'s 1962



"Only You (And You Alone)" The Platters 1955 "Goodnight, Well it's Time to Go" The Spaniels 1954 "All Summer Long" The Beach Boys 1964
"The Great Pretender"   The Platters 1955

Zwischen dem Originalsoundtrack und der später
erschienen Doppel LP gab
es einige kleine Unterschiede.
Wer alles ganz haargenau und
bis ins letzte Detail wissen will,
sei auf
verwiesen







Der Nachspann riss einem dann abrupt aus dem
Rock'n Roll Himmel.


John Milner wird von einem betrunkenen
 Autofahrer im Dezember 1964 überfahren.
    Terry Fields wird seit einem Einsatz bei An Loc
 im Dezember 1965 als vermisst gemeldet.
    Steve Bolander ist Versicherungsmakler
 in Modesto/Kalifornien.
    Curt Henderson ist Schriftsteller und lebt in Kanada.




Sechs Jahre später  versuchte sich Regisseur Bill Norton  mit
„More American Graffiti", 1979
in einer Fortsetzung die weiteren
Schicksale bereits bekannten Charaktere in den Jahren
1964 und 1967 darzustellen.. Steve Bolander ist
Versicherungsvertreter,  mit Laurie verheiratet
 und gerät durch sie in die studentische Protestbewegung.
 Debbie und Carol geraten ins
Hippie Milieu und Debbie
 macht Karriere als Country-Sängerin.
 Terry  gilt als in Vietnam vermisst.
 Sein  Tod ist aber  nur vorgetäuscht.
 John Milner  kommt bei einem Unfall mit einem
 betrunkenen Fahrer ums Leben.
Im Gegensatz zu “American Graffiti“ der zeitweilig
zu den 10 Filmen mit dem höchsten Einspielergebnis gehörte,
floppte die Fortsetzung weitgehend.
Obwohl streckenweise brillant inszeniert,
gelang es nicht, die Zuschauer mit den
 auseinanderdriftenden Lebensmodelle der
verschiedenen Figuren zu packen.
Wer den ersten Film nicht im Kopf hatte,
und die einzelnen Charaktere nicht kannte, bekam
mit  den kompliziert  verschachtelten
Zeitebenen und Erzählsträngen
 leicht Schwierigkeiten
zu wissen, um was es genau ging.