Montag, 20. Juli 2015

Sir John Retcliffe




Carl Lindeberg zeichnete auch
  die Schutzumschläge für die 
Sir John Retcliffe-Ausgaben
 des Retcliffe-Verlags,
 in dem von 1926 - 1933
insgesamt 35 Werke durch
 Lisa Barthel-Winkler
(1893-1966) aufgelegt
 wurden, allerdings in einer z.T. völlig
entstellenden , wenn nicht gar
verstümmelnden Ueberarbeitung.








 Sir John Retcliffe
war das Pseudonym des
deutschen  Journalisten
 Hermann Goedsche (1816-1878)
Retcliffe bediente sich in 
seinen Romanen frei bei allen
bis anhin bekannten Varianten 
des Abenteuerromans und
vermischte das Ganze mit wilden 
Weltverschwörungstheorien.
um internationale Geheimbünde.
Die Ideen seiner
"Historisch-politischen
 Romane aus der Gegenwart, 
so etwa auch die einer
jüdische Weltverschwörung,
 sind alles andere, als unumstritten.
Sein Roman "Biarritz"
diente den Verfassern des
berüchtigten antisemitischen Pamphlets:
Die Protokolle der Weisen von Zion 
 als eine Quelle.  




Der Abenteuergehalt seiner Romane 
war aber stark genug, dass seine 
Bücher bis weit über die
vorletzte Jahrhundertwende 
hinaus  immer wieder
neu aufgelegt wurden,
wenn auch meist in stark
 bearbeiteten Fassungen.

Theodor Fontane, der
Redaktionskollege
von Goedsche war, schreibt über ihn:
 “... der übrigens keineswegs
ein Schreckensmensch,
vielmehr, bei hundert
kleinen Schwächen
 und vielleicht Schlimmerem,
ein Mann von grosser
Herzensgüte war;
er schrieb damals
an seinen, vom
buchhändlerischen
Standpunkte aus
berühmt gewordenen Sir
John Retcliffe-Romanen, die,
wie er selbst, eine
 Quelle beständiger
 Erheiterung für uns waren.”




Der Roman  Puebla (3 Bände)
 bei Barthel "Sonora 
und Goldfieber", spielt zum
 Teil in der Sonora, wie
Karl Mays Satan und Ischariot.
 Es erstaunt beim Lesen, 
wieviele “Anleihen”
 Karl May offenbar 
bei Goedsche gemacht hat.
So findet man  eine Figur
 in Sonora, die in 
ihrer Beschreibung sehr stark
 an Old Firehand erinnert.




Beim Verlagsdirektor des Retcliffe
Verlages soll es sich
um Dr. E.A. Schmid
gehandelt haben, derselbe,
der auch dem Karl May Verlag
vorstand, und der dem Werk
 des Radebeuler Phantasten ja
in ähnlich rigoroser
Weise angenommen hat.





Retcliffe war nicht
der Einzige, der zu
seiner Zeit zu
Verschwörungstheorien
 um weltweit operierende
politische Geheimbünde  neigte.
Alexandre Dumas setzte einige
Verschwörungen in
die literarische Welt,
so in seinen Romanen
 um den Magier
 Giuseppe Balsamo, alias Cagliostro.
Auch etwa Gabriel Ferry,
eigentlich eher noch
 als Wildwestautor bekannt,
("Der Waldläufer" 1850)
versuchte sich in seinem Buch
“Die Kosakenjagd” an dem Thema.