Sonntag, 9. März 2014

Karl May - Durch Wüste und Harem





Eigentlich hiess Karl May's Roman ursprünglich
"Durch Wüste und Harem" 1892





Bereits 1895 blieb nur "Durch die Wüste" übrig.


Wie mir Dr. Waelti dazu mitteilt:
"In einer  der neueren Ausgaben des Orientzyklus
schrieb Heinrich Pleticha: Der Verkauf  (des Orientzyklus)
 lief so gut. dass noch im gleichen Jahr die zweite, 1893
 die dritte und 1894 die vierte Auflage auf den Markt
 kommen konnte. Letztere allerdings mit einer kleinen,
 aber sehr wichtigen Veränderung. Der deutschen Jugend,
die nun als Zielgruppe immer deutlicher angesprochen wurde,
 konnte man zwar im Geist eine gefährliche Reise durch die
Wüste, auf keinen Fall aber durch
einen orientalischen Harem zumuten!
...



Maurice Bompard

... Der Text wurde aber nicht verändert. Ob man in der
Briefsammlung von Fehsenfeld mit May etwas über die Änderung
des Titels  findet, weiss ich nicht. Da der Orientzyklus der
historisch-kritischen Ausgabe immer noch nicht beendet ist
(es fehlt der 6. Band mit den Textvarianten aller Bände),
kann ich auch nur vermuten, dass Pleticha richtig liegt.”





 Der wackere Kara Ben Nemsi
rettet eine schöne Montenegrinerin
 aus der Sklaverei eines Harems, den
May in andern Teilen seines Werks als
 „Hölle“, als „elendeste Knechtschaft“ und
als „entsetzlichste Tiefe der Verdammnis“
bezeichnet.




Fabio Fabbi


Die in der europäischen Kunst damals
 höchst beliebten Haremsszenen, in denen
dem Orient als Ort üppiger Sinnlichkeit
 und Dekadenz gehuldigt wurde, ...




Adrien Henri Tannoux


... mögen eine Ahnung  davon geben,
wie unser sächsischer Phantast
sich einen Harem vorgestellt haben könnte.

Dazu noch einmal Ernst Waelti:

"Im Begleitbuch Karl May Leben und Werk von Heinrich Pleticha
 und Siegfrie Augustin bemerken die Autoren zur Titeländerung
von "Durch Wüste und Harem", dass der Titel aus Rücksichtnahme
gegenüber Lehrern und kirchlichen Kreisen geändert wurde.
Dies ist ja verständlich, schrieb der Alte doch fortwährend
abenteuerliche Erzählungen für den Regensburger, Eichsfelder,
Benziger und Einsiedler Marienkalender. In diesen Erzählungen
gab er  sich sehr missionarisch und tat nicht selten zuviel des Frommen.
Das war natürlich nichts als Bluff: May war ja gar nicht katholisch.
 Indessen hinderte ihn die Vorspiegelung eines frommen Schreibers
nicht, gleichzeitig seine Hintertreppenromane zu verfassen wie
Deutsche Herzen - Deutsche Helden, wo Harems wieder vorkommen.
 Im 1. Band Eine Deutsche Sultana entdecken die beiden Deutschen
 Tschita von Adlerhorst als Sklavin, die an den Harem des Sultans
verkauft werden soll usw.... Ich will damit nur dokumentieren,
dass das Karlchen keine Bedenken hatte, Haremschilderungen auszumalen."







Hinzuweisen wäre auch noch auf die erste Tonfilm-Adaption
von Johann Alexander Hübler-Kahla aus dem Jahre 1936.
(den ich allerdings nie gesehen habe)
 Die Aussenaufnahmen entstanden sogar in Ägypten.
Dem Film  blieb aber  der Erfolg an den
Kinokassen versagt und die Produktionsfirma
ging Konkurs.