Eine Ausstellung
im Dorfmuseum
beschäftigt sich z.Z. mit
den Lebensumständen
der Menschen um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts.
Darunter ist eine Sammlung
von über 200 Nachttöpfen,
zu sehen,
die einigen Aufschluss
über die hygienischen Bedingen
jener Zeit geben.
Etwa zeitgleich bin ich über
folgende Meldung gestolpert:
"Bei der Aufnahme eines
einzelnen Flüchtlings sollte
diesem mindestens ein abschliessbares,
möbliertes Zimmer mit separater Nasszelle
zur Verfügung gestellt werden können.
Für die Unterbringung einer ganzen
Flüchtlingsfamilie muss mindestens
eine Einliegerwohnung mit Küche
und WC angeboten werden können."
Dass Hilfswillige, die Flüchtlinge bei sich
aufnehmen wollen, eine separate
Nasszelle anbieten müssen,
ist Teil eines Anforderungskatalogs
der Schweizer Flüchtlingshilfe (SFH).
So konnte man am 15.10. 2015 mit einiger
Verwunderung den Zeitungen entnehmen.
Es zeigt, mit welcher Selbstverständlichkeit
heutzutage Errungenschaften
und Standards
als gottgegeben angenommen
und vorausgesetzt werden, die noch
kein halbes Jahrhundert alt sind.
Die Veränderungen des täglichen
Lebens, die innerhalb unserer
Wohnungen seit dem zweiten
Weltkrieg stattgefunden haben,
wurden rasch vergessen
und haben einer
Anspruchshaltung Platz gemacht,
die zu verstehen mir
einigermassen schwer fällt.
einigermassen schwer fällt.
Wie sah denn vergleichsweise
das Alltagsleben
und der Wohn- und Lebensstandard
diesbezüglich hierzulande aus,
etwa zur Zeit der Kinderzüge
aus Deutschland...
... oder
als nach dem Ungarnaufstand
im November 1956,
rund ein Viertelmillion
Menschen in den Westen
flüchtete?
Als ich noch Kind war, war es nicht
einmal selbstverständlich,
dass es überhaupt eine Nasszelle
in den Wohnungen hatte.
Ja, nicht einmal jedes
Schweizerkind
hatte ein eigenes Bett.
Man wusch sich oft am
Schüttstein in der Küche,
dem einzigen Ort mit fliessendem
(Kalt)Wasser in der Wohnung, ...
... badete die Kinder im Waschzuber
und suchte am Wochenende
öffentliche Badeanstalten auf.
1889 wurde im Basler Bläsischulhaus
das erste Brausebad (Dusche) für
Schulen eingerichtet. Weitere Brausebäder
folgten 1901 am Spalenring
(Tramstation Brausebad!) und...
... am St. Johannsplatz neben
dem Tor im Jahr 1906.
Ein solches Badezimmer, mit
Durchlauferhitzer
für das Warmwasser,
gehörte eher schon zum
"gehobenen Mietsegment".
Auch die Toiletten befanden
sich oft im Hausgang
oder im Treppenhaus und mussten
in Mietwohnungen mit anderen
Mietern geteilt werden.
Oft aber befanden sich
die Toiletten, ( noch nicht
an eine Kanalisation angeschlossen,)
ausserhalb des Hauses, ...
... Bengelschissi oder
Plumpsklo genannt.
Aus dieser Zeit stammt auch noch der
Nachttopf, Nachthafen oder “Potschamber”
(Pot de Chambre, wie es vornehm
auf französisch heisst)
der einfach unters Bett geschoben
und am Morgen entleert
wurde.
Und nicht zu vergessen, geheizt
wurde vornehmlich noch
mit Holz oder Kohle.
Geheizt war oft nur die Stube und die Küche.
Die andern Zimmer waren nachts eiskalt.
Ein Umstand, dem man ...
... mit "Bettsocken", "Bettflasche" ...
und der "Schlafmütze" zu begegnen suchte.
Dies änderte sich erst ab den 1950er Jahren.
Es dauerte aber bis weit in die 1970er Jahre,
bis zumindest eine"Nasszellen"
Teil des allgemeinen
Teil des allgemeinen
Lebensstandards wurden.