Samstag, 9. Januar 2016

Judi Dench - "M"






“Der Mohr hat seine Arbeit getan, 
der Mohr kann gehen!“ (Schiller)

Nach der sechsjährigen Pause, seit dem letzten 
James Bond Film, nach nach “Perestroika” und
 nach dem Untergang der alten Sowjetunion
 änderte sich so Einiges.




Nebst Pierce Brosnan als neuem Bond 
wurde auch Miss Moneypenny 
(Samantha Bond)
 neu besetzt . sogar  “M ”wurde 
ausgetauscht und gar,  Zeichen der Zeit, 
durch eine Frau ersetzt.
Damit brachen tragende Säulen
des Bond Kosmos weg.




“M” wurde von 1962 bis 1989, also
 bis zum Ende des “Kalten Krieges”
von männlichen Darstellern gespielt...





... nun übernahm erstmals
eine Frau ( Judi Dench) diese Rolle.
Der Film hinkte diesbezüglich
der Realität hinterher.
Der Inlandsgeheimdienst MI5 wurde
 z.B. zu dieser Zeit von
1992 bis 1996 erstmals von einer Frau, ...




... Stella Rimington, 
geführt. 

Trotzdem, man fragt sich, was hat 
das noch mit Flemings
 James Bond zu tun?
Als Flemings Vorbild für
Sir Miles Messervy. wie
“M” heisst, gilt  Admiral
 John  Henry Godfrey.
unter dem er im Zweiten
Weltkrieg gedient hatte.

Damit man mich richtig versteht,
ich habe nicht das Geringste an einer Frau
als Geheimdienstleiterin auszusetzen, aber
Flemings  "M" war nun einmal 
eine unverrückbare Grösse in der 
Welt, in der James Bond lebt.
Und diese Welt bröckelte mit 
jedem Film, mit jeder neubesetzten
Nebenrolle, mehr und mehr auseinander.





In den 1960er Jahren war
 die Vater-Sohnbeziehung 
 zwischen M und Bond
Gegenstand tiefsinniger Analysen.
 Es wurden z.T. abenteuerliche 
psychoanalytische Rückschlüsse 
aus der Tatsache gezogen, 
dass Fleming früh seinen Vater verloren hatte,
gezogen.
Dass er in "M" eine Ersatzvaterfigur
geschaffen hätte,
 die er gar, in "The Man with the Golden Gun"
zu ermorden suchte.
Oedipale Konflikte wurden heraufbeschworen.
Was immer man davon halten mag,
nun sollte plötzlich eine 
Frau diese Rolle einnehmen?
Die Vaterfigur durch eine 
Mutterfigur ersetzt werden?





Der Unterschied zu den 60er
 Jahren ist der,  dass
damals solche Küchenpsychologie
in den Spalten des Zeitungsfeuilletons
stattfand, nun aber auf
der Leinwand Einzug hielt. 


Produzentin  Barbara Broccoli
 soll durchgesetzt haben,
 dass "M" fürderhin von einer Frau
dargestellt wird.
Sie bezeichnet das
Verhältnis  zu "M"als die
 „bedeutsamste Beziehung
 in Bonds Leben“ .




"M" wie MAMA?





Sie hält Bond schon bei
ihrem ersten Auftritt für 
„ein Relikt des Kalten Krieges“ und einen 
„frauenfeindlichen Dinosaurier“.


M: "You don't like me, Bond.
You don't like my methods.
You think I'm an accountant,
a bean counter more interested
 in my numbers than your instincts."
Bond: "The thought had occurred to me."
M: "Good, because I think you're a
sexist, misogynist dinosaur.
 A relic of the Cold War, whose boyish
 charms, though wasted on
 me, obviously appealed
to that young woman
 I sent out to evaluate you."
Bond: "Point taken."
M: "Not quite, 007. If you think
 for one moment I don't have
 the balls to send a man out to die,
your instincts are dead wrong."


Wahrscheinlich war sie seit
 "From Russia with Love"
nicht mehr im Kino gewesen,
womit ich nicht sagen will, dass diese 
Vorwürfe auf Sean Connerys Bond zutreffen.
Und wohl schon gar
nicht auf Sir Roger Moore....
und auch nur äusserst bedingt
 auf den James Bond der
Romane. Welchen Bond, ausser den,
 der in ihren Vorurteilen existiert,
meint sie also?





Angesprochen wird hier das
 grundsätzliche Problem;
Bond  ist ein Mann seiner Epoche.
Und diese Epoche ist endgültig vorbei.
Man kann Bond m..E ebenso wenig,
 wie  "Tarzan"glaubwürdig ins 21. Jahrhundert
versetzen.
Ebenso, wie "Tazan" seinen
 Dschungel braucht, funktioniert
Flemings Bond nur vor dem
Hintergrund der 1950er
und frühen 60er Jahre.


Abgesehen von dieser grundsätzlichen Kritik:
Dame Judi Dench machte
ihre Sache mehr als gut.





Sie ist offenbar verheiratet.
Eine Tendenz jener Jahre, um die Figuren
"menschlicher" zu machen, war, dass man
dem Zuschauer Einblick in ihr Privatleben
gewährte.
Was dann bald und oft
ausartete, und man sich bereits die
Kindergeburtstage  der
 Figuren in die Agenda
 einschreiben musste,
um noch folgen zu können.

Sie rückt als "M"
hartnäckig ins Zentrum der Filme,
 und die Beziehung zu Bond 
wird  immer intensiver,  bis Bond
 in “ A Quantum of Solace” (
Allein schon dieser Titel!)
 erstmals gefragt wird, 
ob “M”  seine Mutter sei.


Zwar wird diese unübersehbare Tendenz
da und dort  ironisch zu brechen gesucht,,
aber nach sieben Filmen hatte sie aus 
Bond schon fast ein Muttersöhnchen und
 einen  Frauenversteher gemacht.




Nun, in "Skyfall" ging auch die
Aera "Dench" tragisch zu Ende
und Bösewicht  Javier Bardem
darf  die unausgesprochenen,
aber immer wieder
angedeuteten "Mutterkomplexe"
 an Bonds Stelle
ausleben.

Und man erinnert sich an ein
 fast prophetisches  Bond Zitat
aus dem Roman "Casino Royale"1952:

“Wieso zum Teufel, können
sie nicht zu Hause bleiben
und sich um ihre Töpfe und
Pfannen kümmern, sich
an ihre Röcke und an ihren Klatsch halten
und Männerarbeit den
Männern überlassen?”





Ja, so war er halt, der gute, alte James.