Donnerstag, 5. Januar 2017

Mr. Bean als Maigret




Mr. Bean als Maigret
Kann das gut gehen? hab ich mich gefragt.
Eine Menge grosser Darsteller haben sich 
schon an Georges Simenons
pfeifenrauchendem Kommissar versucht,
und nun also Rowan Atkinson, ...




... der es 
schafft, dass man nach 5 Minuten
seinen weltberühmten Mr. Bean vergisst
 und ihm, zwar immer noch leicht irritiert,
 den Maigret abkauft.




Atkinson entspricht physisch zwar
 in keiner Weise seinem
literarischen Vorbild, das als um die 
100 Kilo schwer und stark
wie ein Lastenträger
der “Halles” beschrieben wird.




Man denkt an Jean Gabin,




an Rupert Davies,




Gino Cervi,





 Jean Richard und Andere
- alles stämmige,  bullige Männer.
Aber auch das vergisst man rasch.




Der schmächtige Atkinson zwingt einem
 mit hypnotischem Blick
zu der fast widerwilligen Überzeugung,
dass Maigret nun aussieht, wie er.
Atkinson schaut und schaut
bedeutungsschwer, ohne dass
 man weiss, was hinter seinem
Blick vor sich geht.
Ist es  jener undurchdringliche Blick,
wegen dem ihn manche für
 einen Dummkopf halten?





Maigret ist eine britische
 Fernsehserie von ITV.
Da wird keine “Neuinterpretation” 
gewagt, gottlob. 
Simenons Romane spielen
in einer andern Welt und 
man belässt Maigret
 in seinem ureigensten Kosmos.
Beschwört die Welt herauf, in 
der eine Figur wie Maigret
nur funktionieren kann.




Die Filme sind sorgfältig und liebevoll,
gemacht. Die Décors 
 bis ins Detail stimmig,
was für mich alleine schon 
den Reiz der Filme ausmacht.
 Man ist in einem fast
märchenhaft schönen 
Paris der 1950er Jahre ( das 
offenbar aber in Ungarn liegt. 
Gedreht wurde in Budapest) 




Sogar die Pfeife hat man
 dem Kommissar gelassen.

Wer Action erwartet, ist bei Maigret
 generell an der falschen Adresse.
Alles geht, für heutige Begriffe, fast
 betulich langsam.
Vom Täter, einem mehrfachen 
Frauenmörder hat man nur ein
abgerissenes Stück Stoff mit 
einem Knopf  als einzige Spur.
Detektivarbeit ist gefragt.




Es gibt noch keine DNA Tests und 
kein nerviges Handygeplapper.
Die Telefone sind aus Bakelit mit
 Wählscheibe, die Schreibtische 
und Aktenschränke
geschreinert. 




Die Kommissare müssen 
jeweils von einem Bistro aus 
an den Quai des Orfèvres telefonieren
und auch der "Traction Avant" fehlt nicht.




Ob der zweite Film den Standard halten kann,ob
die wohltuende Langsamkeit nicht bald in Langeweile kippt,
wird sich weisen.