Mittwoch, 4. September 2013

HD Läppli - Alfred Rasser



Alfred Rasser  29. Mai 1907  - 18. August 1977
Alfred Rassers Weg zum Volksschauspieler
und indirekt zur nationalen Symbolfigur,
führte über etliche Umwege.
Nach einer Lehre in einer Speditionsfirma und
 zwei weiteren Jahren als Angestellter daselbst,
arbeitete er 1928 für den Internationalen
 Hilfsdienst Liechtenstein.
Dann gründete er eine Hühnerfarm im Tessin. 
Schliesslich trat er in die 
die Schauspielschule von Oskar Wälterlinein,
 arbeitete nebenbei als Buchhalter.
Er gründete eine eigene 
Theatergruppe und eröffnete gleichzeit ein
 Malergeschäft um eine solide, finanzielle Basis
für seinen Traum zu haben. 





 Im Kabarett "Resslirytti" 
verkörperte er  zum ersten Mal seinen 
Theophil Läppli, eine Schweizer Variante
 von Hašeks bravem Soldaten Schwejk.

1935 war er  für fünf Jahre Mitglied bei dem 
Cabaret Cornichon. 1943 eröffnete er sein
 Kabarett Kaktus, das bis 1951 existierte.
Bis heute noch bekannt aus jener Zeit ist seine Figur
“s Finälä vo Häsige,” die Elsässer Gemüsefrau,
 die von den Kriegsleiden 
in ihrer Heimat erzählt. 
Ebenso der "Waggis", mit dem über Jahrzehnte
allüberall kolportierten Spruch:
"Gang schass mer der Giggel zum Jardin
 n'üs, er frisst mer alle Legümes"
1954 wurde er, mitten im  Kalten Krieg, 
mit anderen Künstlern und Politikern, so etwa dem 
Basler Kunstmaler Max Kämpf, zu einer 
Reise in die Volksrepublik China eingeladen.
Als Alfred Rasser  zurückkam, wurde er 
von allen Seiten angefeindet und boykottiert; 
als “Kommunistenfreund”erhielt er
keine Engagements mehr, abgeschlossene 
Verträge wurden annuliert.





Rasser ergriff die Flucht nach vorn,
er entschloss sich, seineerfolgreiche  Läppli-Figur unter
 dem Titel “Läppli am Zoll”. zu verfilmen.
Es folgten “HD-Soldat Läppli” (1959)
 und “Demokrat Läppli” (1961).
Theophil Läppli aus Buckten / Baselland
wurde eine Art Nationalfigur.
Rasser hatte in Buckten im Krieg Aktivdienst geleistet
und machte die Gemeinde im Homburgtal zum Heimatort
 seiner legendären Figur und zeitweilig somit
in der ganzen Schweiz bekannt.




"Vo Buckte, Baselland"

Vor allem “HD Läppli” wurde ein riesiger Erfolg.
"HD  Läppli" nahm  die  heilige Kuh Armee 
auf den Arm, machte sich über
Auswüchse des sturen Militärbetriebs lustig, 
und relativiert damit ein wenig die bereits 
schon in mythische Höhen abgehobene Zeit der
Grenzbesetzung und des Aktivdienstes





Der Film war aber erheblich milder, 
als es angeblich Rassers
Kabarettnummern gewesen sein sollen, weit 
entfernt von einer militärkritischen
 oder gar  armeefeindlichen Einstellung.
Trotzdem wurde allenthalben Subversion gewittert.
Allein schon die Tatsache, dass man sich über
das Militär lustig zu machen wagte, 
genügte zur Intervention von "Oben".
So musste eine Szene, in der Läppli
 die Fingernägel mit dem Bajonett reinigt, 
angeblich auf Geheiss der Armeeführung entfernt werden.
Der Film als Ganzes vermag nicht immer zu überzeugen. 
Einzelne Szenen, wie etwa Läppli beim Strafexerzieren,
 sind aber bis heute unerreicht.







Rasser  liess seinen Läppli 
auch in späteren Jahren
immer wieder kritisch zum Zeitgeschehen
Stellung nehmen.
Als "Demokrat Läppli"...




...als "Weltbürger Läppli"...




... und als "Zivilverteidiger Läppli",...





...wo er das vielgeschmähte
 Zivilverteidigungsbuch,
eine letzte und heissumstrittene
Blüte des Kalten Krieges
und der "geistigen Landesverteidigung",
naiv-listig hinterfragte.





Von 1967 bis 1975 sass Alfred Rasser
für den "Landesring der 
Unabhängigen" als Nationalrat schliesslich selber
im eidgenössischen Parlament. 
Nach Rassers Tod schlüpfte sein Sohn 
Roland für Jahre in die Haut
des Läppli und führte den Erfolg der 
Figur über Jahre weiter.




Eine weitere berühmte Figur Rassers
 war der versponnene
"Professor Cekadete"
Der Spruch"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
 sondern auch vom Znüni"wurde von uns
Kindern immer
wieder gerne in der Schulpause zitiert.
Neben seiner kabarettistischen Arbeit spielte
Rasser in rund dreissig Spielfilmen mit.