Samstag, 15. November 2014

Hütet euch am Morgarten





Die Kantone Schwyz und Zug
bereiten sich auf  die
Feierlichkeiten zum 700. Jahrestag
der Schlacht am Morgarten, heute in einem 
Jahr, vor.




Eben erst, so kommt es mir vor,...




... wurde der 650. Jahrestag gefeiert.




Damals wurde das Schlachtgelände
durch die Sammlung der
 Schweizer Schuljugend erwoben.



“Der währschafte Bergbauer Johann Fässler, bislang
Eigentümer jenes blutgetränkten Bodens, auf dem die
entscheidende Vernichtungsschlacht gegen das
österreichische Ritterheer ausgetragen wurde,
veräusserte das Land an den Stiftungsrat bzw.
die Schweizer Schuljugend mit einem kräftigem
Handschlag mit Landesstatthalter J. Ulrich.
 Ohne Formalitäten wurde der Handel getätigt.
Für 175000 Franken wurde der Boden veräussert.
 Der Bergbauer Johann Fässler wird aber durch
 diese Landabtretung noch kein reicher Mann, wenn
man bedenkt, dass er für eine zehnköpfige Kinderschar,
 die zum grossen Teil mit der Mutter anwesend war,
sorgen muss. Johann Fässler wird
 aber inskünftig Pächter sein. ”





1965 waren die Rolling Stones
 mit "Satisfaction" in den Hitparaden
und der Spagat zwischen der neuen 
Welt der Beatmusik und den wackeren
Altvorderen wollte
mir damals nicht so recht gelingen.

In den fünfziger Jahren war 
einem genug Patriotismus
eingetrichtert worden.

des Geschehens konnte man
eh  schon fast auswendig.




"Als die Eidgenossen von Uri, Schwyz und
 Unterwalden den Bund im Rütli
 geschworen und die bösen Landvögte mit 
Gottes Hilfe vertrieben und vertilgt 
hatten, ergrimmte der österreichische
 Herzog Leopold und beschloss, die drei
 freiheitssüchtigen Länder mit einem 
grossen Heer zu überziehen und 
sie seiner Herrschaft für ewige Zeiten zu unterwerfen.


Er wollte die drei Talschaften am Waldstättersee
 von vielen Seiten bedrängen, 
aber mit dem Hauptheer wollte er durchs
 Ägerital in das Land Schwyz einfallen.

Damit nun die wachbaren Schwyzer nichts
 merken sollten, brach er in aller 
Stille vom Städtchen Zug am Zugersee
 auf und zog mit seinem grossen 
Ritterheere hinauf an den 
kleinen, lieblichen Ägerisee.
Die Schwyzer,
nichts ahnend von den Plänen Leopolds,
bezogen  Stellung bei Arth am Zugersee."





Aber ein Freund der Schwyzer, 
der Ritter von Hünenberg, 
der wohl wusste, wo der Herzog Leopold
 ins Land einzudringen 
vorhatte, sah, wie sie am unrichtigen Orte lagen. 
Er (...) begab sich 
heimlich an die Letzimauer und 
schoss einen Pfeil unter die 
lagernden Eidgenossen.

Da diese nun den Pfeil gewahrten
 und einen Zettel daran hängen
 sahen, hoben sie ihn auf und
 lasen zu ihrem Erstaunen darauf: 
Hütet euch auf St. Othmars Abend am Morgarten!

Da merkten die Eidgenossen, wo das 
Milchtanslein rinnt, und (...) legten sich in
 den Waldhängen im Engpass bei Morgarten
 ob dem Ägerisee auf die Lauer.








Um es kurz zu machen:




"Als nun das Heer in der Morgenfrühe
 des fünfzehnten im 
Wintermonat des Jahres 1315 
an den gähen Halden ob dem
 Ägerisee auf Morgarten zurückte,
 um rasch die Talenge von Sattel 
zu gewinnen,...




...  tosten und donnerten auf einmal gewaltige 
Steinblöcke und Stämme die Abhänge
 herunter und fuhren
 ins voranziehende Reiterheer hinein."





"Eine heillose Verwirrung brach aus,
 die Rosse bäumten sich und 
stürmten dann geängstigt auseinander 
und ineinander. Die Reiter aber, 
die umsonst die Ordnung aufrechtzuerhalten
 suchten, sahen zu ihrem
 Erstaunen nur ein geringes Häuflein Männer
 am Waldrande auf der Höhe 
stehen, die unablässig Steine und Stämme 
auf sie herabwälzten."





 Doch als sie sich anschickten, den 
unerwarteten Überfall an dem Häuflein 
auf der Höhe schrecklich zu rächen,
 tauchten auf einmal von einer andern 
Anhöhe die drei Fähnlein von Schwyz, 
Uri und Unterwalden aus einem 
Eichenwald auf, und fürchterlich brüllten
 die Hörner, und schrecklich
 widerhallte der Schwyzer Schlachtruf 
von den Flühen: "Haarus, haarus!"



Bild von Karl Jauslin

" Reiterei und Fußvolk, all das flüchtige Heer 
mengte sich zu einem Menschenbrei, den die
 Eidgenossen mit ihren blitzenden Hellebarden 
 und gezähnten Knütteln gar tüchtig und erbarmungslos
 rührten,...




...  denn nun wollten sie einmal dem Herzog
 und seinen Heergesellen das Wiederkommen 
 für lange verleiden."





In den Darstellungen wurden die
 Abhänge  immer steiler,
die Felsbrocken, die die Eidgenossen auf die
Ritter schleuderten, immer
mächtiger und der Sieg immer prächtiger.


Im 19. und 20. Jahrhundert wurde
die Schlacht  zu einem zentralen Element
 der eidgenössischen Gründungsgeschichte,
 fest verbunden mit den Gründermythen um
Wlhelm Tell und  dem Rütlischwur.





Zusammen mit der
"Schlacht der goldenen Sporen"
am 11. Juli 1302 gilt
Morgarten bis heute als einer
der ersten Siege
von Fusstruppen, unter Ausnutzung
des Geländevorteils, gegen 
ein überlegenes Reiterheer.




Die moderne Geschichtsforschung
lässt allerdings kein gutes Haar
an der Sache.

Wo, warum und ob die Schlacht
  am Morgarten tatsächlich stattgefunden hat, 
ist nicht eindeutig belegt.
Die Quellenlage unsicher.




Wo ist der Hang, von dem die
 Eidgenossen Felsgestein
und Baumstämme herunter rollten
und das habsburgerische
Heer  in den Sumpf zwangen
und  im See ertrinken liess?
Archäologische Funde wurden 
bislang keine gemacht,
 was wiederum damit erklärt wird,
dass im Mittelalter  nach einer Schlacht
 die Toten komplett ausgeplündert 
wurden und nichts übrig blieb. 





Immerhin scheint gesichert zu sein, dass
am 15. November 1315  eine
 habsburgische Ritterschar zusammen 
mit Herzog Leopold zwischen den 
heutigen Orten Oberägeri und Sattel von 
Leuten aus der Gegend unter Verlusten 
zum Rückzug gezwungen wurde.




Zudem steht das 1908 eingeweihte
 Morgartendenkmal
  offenbar an
einem historisch umstrittenen  Standort,...





...  was
 einst zu heftigem Streit zwischen
 Zug und Schwyz geführt hatte.
Nun, anlässlich des Jahrestages werden wohl,
einmal mehr,  Für und Wider
heftig diskutiert werden.



In der Bevölkerung der Innerschweiz
ist die Erinnerung an Morgarten
lebendig geblieben, wie ein 1977 entstandener
Film von Erich Langjahr und Beni Müller zeigt.






Das erste Dampfschiff auf
 dem Aegerisee hiess -
wenig verwunderlich:
Morgarten 1.
Es gibt ein Hotel gleichen Namens und
 auch über die Grenzen
der Innerschweiz hinaus,
finden sich immer wieder Hinweise
auf die erste Befreiungsschlacht.






In Basel gab es einst ein Kino
das sich stolz Morgarten nannte.




Und im Zürcher Kreis 4
eröffnete 2013 
eine Bar gleichen Namens ihre Pforten.